Bilder wie gestrickt

von Redaktion

Arbeiten des Münchner Künstlers Heiko Herrmann in der Galerie Hohenaschau

Aschau – Mit der Bilder- undSkulpturenschau des Münchner Künstlers Heiko Hermann beginnt der Kunst- und Kulturverein zu Hohenaschau sein 29. Ausstellungsjahr. Die Exponate stammen aus den Jahren zwischen 1995 und 2019, doch der Ausstellungsbesucher stellt fest, dass sich in dieser langen Zeitspanne in der Arbeitsweise von Heiko Herrmann nicht allzu viel verändert hat.

Er sagt von sich selbst: „Malen ist wie Stricken, die Verfahrensweise beim Stricken hat Ähnlichkeit mit meiner Malerei. Es geht darum, Rot und Grün, wie sie als Rohzustand in Tuben erhältlich sind, in einen Zusammenhang von Raum und Zeit, Figur und Grund, Positiv- und Vegativform, Bewegung und Stillstand zu verstricken. Den Materialien der Malerei, von denen ichausgehe, Leben einzuflößen.“

Großformative
Öl- und Acrylbilder

In der aktuellen Ausstellung sind zunächst großformatige Öl- und Acrylbilder zu sehen. So monumental sie zunächst erscheinen mögen (bis 140 x 190 Zentimeter), so überraschend klein sind sie doch bei näherer Betrachtung. So möchte Herrmann im Bild mit dem Titel „Das Ziel ist im Weg“ (Nr.6) offenbar das ganze Gewicht der Welt einfangen.

Sind es die Farben oder sind es die Formen, die das Bild ausmachen? Wohl beides. So lange an einem Bild „weitergestrickt“ wird und die Außenwelt sich in der Innenwelt verloren hat, steht dem reibungslosen Schwung nichts mehr im Wege. Das Bild zeigt keine in sich geschlossene Welt, sondern eher einen beliebigen Teil, der nach allen Seiten expandieren kann und theoretisch unbegrenzt ist.

Trotz aller Spontaneität und Vehemenz im Farbauftrag ist die Malerei kompositionell deutlich strukturiert. Herrmanns Formenvokabular sind Kreis, Dreieck und Spirale. Die ausdrucksstarken Farben bringen das Leben in die Bilder.

Heiko Herrmann sagt: „Es gibt so viele Abbilder dieser Welt, doch keine Bilder für das Wie, Warum, Wozu. Warum sich diese Welt bewegt, zusammenhält, weitermacht. Sozusagen die innere Mechanik der Welt. Diese Bilder versuche ich zu erfinden.“

„In den täglichen kleinen Toden zappelt das Leben“, heißt ein Diptychon im Flur oben (Nr. 13). Ein normales, auch kein großformatiges, scheint Herrmann nicht gereicht zu haben. Der kleinen, täglichen Tode gibt es eben zu viele.

Überhaupt ist es schwierig, die Titel der groß- und mittelformatigen Bilder zu verstehen. Ein wenig einfacher ist es für den Betrachter im Raum 1. In den Radierungen, Holzschnitten und Gouache-Collagen glaubt der Betrachter, etwas zu erkennen. Und wenn es nur der Ockerton im „Saharablues“ ist.

Im Gegensatz zu den großformatigen Ölbildern im Erdgeschoss und im Flur des Obergeschosses sind die Exponate in den Räumen 1 bis 4 nicht ganz so intensiv farbig. Doch auch sie sprechen für die pulsierende Dynamik der Farbformen und den schwungvollen Pinselduktus von Heiko Herrmann.

Archaisches
aus Eisenguss

Die Skulpturen in den Räumen 2 und 3 sind als „Ausformung“ der Malerei zu sehen. „Gnom“ heißt die Skulptur aus Terracotta, die mit Acrylfarbe bemalt ist. Aus dem gleichen Material ist die Skulptur „Corma“. „Der Wächter“ besteht aus Eisenguss „Die einen sagen so, die anderen sagen so“, hat Heiko Herrmann seine zwei Bronzefiguren genannt. Die bemalten, runden Terrakotten sind der Malerei am ähnlichsten, während die Eisenguss-Skulpturen eher archaisch wirken.

Für alle Exponate gilt: Sie haben eine Mitteilung für den Betrachter. Und für die Malerei insbesondere: Herrmann erweist sich hier als Vertreter des abstrakten Expressionismus.

Bis 19. April

Die Ausstellung ist bis 19. April in der Galerie des Kunst- und Kulturvereins zu Hohenaschau an der Festhalle mittwochs von 16 bis 18 Uhr, freitags und samstags von 16 bis 19 Uhr und sonntags von 10 bis 12 Uhr sowie 16 bis 19 Uhr zu sehen. Die Galerie ist trotz der Corona-Krise geöffnet.

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