Rosenheim – Der Saxofonspieler und Jazzer Valentin Preißler hat 2013 den Kulturförderpreis der Stadt Rosenheim erhalten. Mit seinem Valentin-Preißler-Quintett ist er oft im „Le Pirate“ in Rosenheim aufgetreten. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen gesteht er, dass die Corona-Krise – abgesehen von den finanziellen Auswirkungen – durchaus auch Gutes birgt.
Herr Preißler, wovon leben Sie jetzt?
Von ein paar Reserven, die ich noch habe von vergangenen Auftritten. Ich unterrichte an einem Tag in der Woche, das wurde dann auf Online-Unterricht umgestellt. Es ist eine gute Erfahrung und hat erstaunlich gut funktioniert. Praktischerweise habe ich viel Zeit in Rosenheim verbracht und spontan meine Wohnung in München untervermietet. Mit einer vollen Miete und einem gemieteten Probenraum wäre es eng geworden.
Was hätten Sie in nächster Zeit für Auftritte gehabt?
Ich hätte mit meiner Band ein paar Mal gespielt, was sehr schade ist, denn ich habe ein Album aufgenommen, das ich auch dieses Jahr veröffentlichen werde. Leider ist auch dies gerade schwierig – und es kostete einen Haufen Geld. Diese jetzige Zeit wäre gerade wichtig für mich, weil viele Events gewesen wären, mit denen man sich seinen „Winterspeck“ ansparen kann.
Haben Sie Ausfallhonorare bekommen?
Nein. Es ist auch so ein Jazz-Phänomen: Es werden wenig Verträge gemacht, das passiert alles per Handschlag.
Die Jazzer dürfen wahrscheinlich als letzte auftreten, weil die kleinen Bars so eng sind.
Davon gehe ich aus. Ab Mitte Juni kann ja unter Auflagen Kultur wieder stattfinden, aber in einem Jazz Club, in den eh nur circa 50 Leute reingehen, mit Abstandsregeln dann fünf Leute reinzustellen, ist wirtschaftlich nicht möglich. Ich denke, dass es erst im nächsten Jahr wirklich weitergeht.
Womit überbrücken Sie die auftrittslose Zeit?
Ich hab viel geübt, auch viele Instrumente, die ich bisher vernachlässigt habe, Querflöte und Klarinette. Ich hab ein paar neue Songs geschrieben, sehr viel Musik wieder gehört, ich hatte fast schon vergessen, wie gut das tut. Ansonsten habe ich viele anfallende Arbeiten erledigt und treffe jetzt wieder vermehrt Freunde.
Wie geht es den anderen vier der Band?
Mein chinesischer Schlagzeuger ist gleich am Anfang wieder nach China zurück, weil’s da schon wieder lockerer wurde und er meinte, da könne er mehr tun. Ob’s geklappt hat, weiß ich nicht. Von den anderen hab ich nichts gehört. Die meisten haben ihre Eltern besucht. Ich denke schon, dass sie viel geübt haben.
Wie geht es Ihnen persönlich?
Mir geht’s ganz gut, ich bin gesund. Ich kann ein bisschen zum Höhlenmensch mutieren und finde es nicht tragisch, wenn ich mal eine Zeit lang nicht rausgehen kann. Ich hab’s im ersten Monat, wenn man das sagen darf, fast schon genossen, drinnen zu sein, zu üben und zu arbeiten. Kein Gewissen nagt, weil man könnte, sollte, müsste.
Manche Freunde haben schon einen Lagerkoller bekommen.
Es wird alles sehr spannend werden, denn man kann ja nicht alles nachholen. Das nächste Jahr ist auch schon ausgebucht mit anderen, denen man die Jobs nicht wieder wegnehmen kann. Ich freue mich aber sehr, wenn‘s wieder losgeht, überhaupt vor Publikum mit anderen Musikern zusammen zu agieren.
Interview: Rainer W. Janka