Eine Geschichte ohne Wildwestromantik

von Redaktion

Buchvorstellung Neuer Roman von Kerstin Groeper – Expertin für das Thema Lakota-Indianer

Tuntenhausen – Das Interesse an der indianischen Kultur wurde bei Kerstin Groeper bereits in der Kindheit mit Werken von Karl May und Liselotte Weiskopf-Heinrich geweckt. Ihre eigenen Bücher haben aber mit Wildwestromantik rein gar nichts zu tun. Ganz im Gegenteil, auch in ihrem neuesten Werk „Im Eissturm der Amsel“ schildert sie authentisch und jenseits aller Klischees das Leben von Einwanderern und Ureinwohnern des amerikanischen Kontinents.

Eine Indianerin schmiegt sich zärtlich an die Schulter eines stolzen Kriegers – so romantisch wie das Bild auf dem Cover wirkt, ist die Handlung bei Weitem nicht. In dem rund 560 Seiten starken Werk geht es stellenweise extrem grausam zu: Dörfer werden ohne Rücksicht auf Alte, Kranke oder Kinder ausgelöscht, Männer erbarmungslos ermordet und Frauen als Tausch-Ware verkauft, gedemütigt und vergewaltigt. Die Realität hat eben so rein gar nichts mit Romanen wie „Winnetou“ von Karl May zu tun.

Kerstin Groeper, geboren 1961 in Berlin, schafft in ihren Werken keine Helden, sondern Menschen mit Stärken und Schwächen. „Eissturm der Amsel“ schildert die Zeit des Pelzhandels am Oberen Missouri aus drei Blickwinkeln: dem französischen Trapper Pierre DuMont, seiner indianischen Frau Mato-wea und dem Lakota-Krieger Wambli-luta. Nach und nach verknüpfen sich die Schicksale dieser drei Personen immer mehr.

Ihr Wissen über die indianische Kultur hat Kerstin Groeper durch enge Kontakte mit nordamerikanischen Indianern. Sie spricht sogar selbst Lakota. Regelmäßig führt sie Vorträge und Seminare über Sprache, Kultur und Spiritualität der Lakota-Indianer durch, fungierte bei der Ausstellung „Indianer“ im Lokschuppen Rosenheim als Beraterin und verfasste für die OVB-Heimatzeitungen eine Reportagereihe zum Thema „Indianerstämme“.

Für „Im Eissturm der Amsel“ reichte es aber nicht, auf ihr schon vorhandenes breites Wissen in Sachen „Indianer“ zurückzugreifen. Sie musste lange recherchieren, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. „Da viele der Ereignisse und Personen nicht fiktiv sind, war es eine Mammutaufgabe, all die Quellen und Fakten auszuwerten und zu einer spannenden Geschichte zu formen“, schreibt sie in ihrem Nachwort. Mehrfach habe sie ihr Buch abgeändert, weil ihr einige Quellen nicht eindeutig genug waren und sie unbedingt eine einseitige ethnozentristische Betrachtungsweise vermeiden wollte. Der Aufwand hat sich gelohnt: Der Leser lernt wieder viel über die indianische Geschichte und das auf äußerst spannende und unterhaltsame Art und Weise.

Karin Wunsam

Artikel 9 von 9