Präsenz eines strahlenden Sterns

von Redaktion

Bewegender Open-Air-Filmabend im Kloster Seeon

Seeon – Wenn auch der geplante Open-Air-Filmabend mit Vorkonzert aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen in den Festsaal des Kultur- und Bildungszentrums Kloster Seeon verlegt werden musste, so sind dort dennoch, im besten Wortsinn, etliche Sterne aufgegangen. Der hellste und größte Stern des Kinoabends mit Live-Musik war unbestritten die 81-jährige Hauptdarstellerin Ahuva Sommerfeld, die sich mit ihrer Leistung als „Schauspielanfängerin“ tiefste Hochachtung und großen Respekt im Festsaal erspielte. Davon hellauf begeistert und stolz zeigten sich ihre beiden Nachkömmlinge: Tochter Nirit Sommerfeld und Enkeltochter Lili, die beide auf ihre Weise stimmungserhellende und strahlende Auftritte auf der Bühne im Festsaal hinlegten. Die Schauspielerin und Klezmer-Sängerin Nirit Sommerfeld spielt auch im Film die „Tochter Stern“ und gestaltete mit ihrer Band „Orchester Shlomo Geistreich“ den ersten Teil des Abends. Die meisten Lieder und Melodien waren, so Nirit Sommerfeld, Lieblingslieder ihrer Mutter und wurden als Filmmusik verwendet. Strahlend und stimmgewaltig war auch der Auftritt von Lili Sommerfeld, die das Lieblingslied ihrer Großmutter „Summertime“ (Porgy and Bess) wie eine gesungene Liebeserklärung zelebrierte.

Der Film sei, stellte Tochter Nirit klar, eine fiktive Geschichte, keine Autobiografie. Ahuva Sommerfeld wurde 1937 in eine jüdisch-orientalischen Familie in Jerusalem geboren. Als 11-Jährige erlebte sie die Staatsgründung Israels mit, emanzipierte sich später durch Abendgymnasium und Militärdienst von ihren traditionellen Wurzeln und verließ mit ihrem aus Deutschland stammenden Mann Israel: Obwohl Rolf Sommerfelds ganze Familie im Holocaust ermordet wurde, kehrte er später zurück. 1970 zog das Paar mit der gemeinsamen Tochter Nirit nach Ebersberg. Mit nur 43 Jahren wurde sie Witwe. Was ihr blieb: Ihre geliebte Tochter Nirit, später zwei ebenso geliebte Enkelinnen, aber vor allem ihr Kampfgeist und ihr staubtrockener Humor. Mit 75 packte sie noch einmal neu an, zog von Bayern nach Berlin, wo sie mit 80 als Schauspielerin in dem Kinofilm „Frau Stern“ debütierte. Es entstand ein absolut sehenswerter Film (ein No-Budget-Projekt), in dem sie die Hauptrolle, eine 91-jährige Holocaustüberlebende spielte. Sechs Vorstellungen auf dem Max-Ophüls- Festival in Saarbrücken hat sie noch erlebt und alle wurden mit stehenden Ovationen gefeiert.

Kurz danach ist sie im Alter von 81 Jahren verstorben und hat, wie ihre Tochter betont, in und durch diesen Film zum ersten Mal in ihrem Leben ihren „ganz eigenen Ausdruck gefunden“, war Mittelpunkt, war „Star“ geworden.Kirsten Benekam

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