Bruckmühl – Der Personenname „Müller“ und die Ortsbezeichnung „Mühle“ ist sehr verbreitet. Das liegt auch an der Wichtigkeit der Tätigkeit Mahlen für das Leben und Arbeiten der Men-schen: Getreidemühlen liefern Mehl fürs Brot, Papiermühlen haben früher aus Leinenlumpen den Grundstock für die Papierfertigung erzeugt. Ortsnamen wie Heufeldmühle, Mühlbach, Mühldorf oder Bruckmühl sind geläufig. Viele bekannte Menschen tragen den Namen Müller – wie beispielsweise der ehemalige Fußball-Nationalspieler und „Bomber der Nation“ Gerd Müller, für dessen Torinstinkt die Reporter einst das „Müllern“ erfunden hatten.
Aufgrund der Verankerung der Mühle, von Müllerin und Müller in der Sprache ist es ganz normal, dass auch viele Lieder damit zu tun haben. Von den deutschen Volksliedern des 19. Jahrhunderts, die viele in der älteren Generation noch in der Schule gelernt haben, seien hier nur einige genannt aus der Vielzahl, die oft ein romantisches Bild malen: „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ oder „Das Wandern ist des Müllers Lust“.
Natürlich wird auch der Standort der Mühlen in den Liedern benannt. „Unter Erlen stand ne Mühle“ thematisiert eine unglückliche Liebesgeschichte. „In einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad …“ dichtete der junge Joseph von Eichendorf (1788 – 1857) im Jahr 1809 ganz romantisch.
Weniger lieblich geht es zu, wenn die Mühle in einem schwer zugänglichen Tal oder Wald klischeehaft oder zutreffend als Rückzugsgebiet oder Heimat von Räubern benannt wird, wo unbesehen von den „braven Bürgern“ Wilderei und andere Untaten geschehen. Die Familie Kneißl bewohnte und betrieb im Dachauer Land eine Mühle – und stammte zu allem Überfluss für „Volkes Stimme“ nicht von hier, sondern kam irgendwie aus Italien: „I bin vo Weikertshofen, des sag i ungeniert. Mei Vata war a Müller, der Paschkoline-Wirt …“ lässt der Text des Liedes Matthias Kneißl (1875 – 1902) in der dramati-schen „Ich-Form“ singen. Schon in den 20er-Jahren hat der Kiem Pauli dieses vielstrophige „Kneißl-Lied“ über sein Leben aufgezeichnet. Es wurde wohl bald schon nach Kneißls Hinrichtung 1902 gedichtet und trug zu seiner Legendenbildung bei. Alte Balladen aus dem 18. Jahrhundert über den „Meister Müller“, oder den Edelmann, der im „Habernsack“ ins Schlafzimmer der begehrten Müllerstochter geschmuggelt wird, zeugen von der Langlebigkeit dieser Lieder in der oberbayerischen Überlieferung und vom Ansehen des Müllers. Bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft sind von Beruf Müller, so hatte auch der „Müllner Peter“ von Sachrang, Peter Hueber (1766 – 1843), die elterliche Mühle übernommen und weitergeführt.
Lustige Gelegenheitslieder und Schnaderhüpfl besingen das „Müllermadl mit de schena Wadl“ oder den „durstigen Müllersknecht“, die staubige Arbeit oder die „Altweibermühle“ im Fasching. Das lustig-schaurige Kinderlied von der „Mühlen-Geister-Polka“ hat das Volksmusikarchiv auf Bitten einer Lehrerin für die Grundschule umgeschrieben.
Anmeldung zum Montagssingen
Beim Montagssingen am 10. August ab 19 Uhr im Garten vor dem Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern am Krankenhausweg 39 in Bruckmühl sollen einige Mühlenlieder gesungen werden. Aufgrund des beschränkten Platzangebotes und der Corona-Bestimmungen ist eine frühzeitige Anmeldung im Volksmusikarchiv, Telefon 08062/5164, unbedingt notwendig mit Angabe von Name, Ort und Telefonnummer. Ernst Schusser