Skurrile Gangster-Figuren im „Babylon Rosenheim“

von Redaktion

Heinz von Wilks neuer Krimi mit einem seltsamen Titel

Rosenheim – Wieso eigentlich Babylon? Etwa wegen dem Zweistromland an Inn und Mangfall? „By the Rivers of Babylon“ textete Boney M. im Reggae-Klassiker, „There we sat down – yeah, yeah, we wept….“ Da hockten sie also und weinten, die Verbannten aus Zion, und den Auer Max haben seine Polizei-Oberen ja auch verbannt, aus München zurück nach Rosenheim. Das wissen wir aus dem ersten Band der Krimi-Serie, und Babylon war ganz am Anfang ja auch nur eine „unbedeutende Kleinstadt“, sagt Google.

Hat der Verlag beim heiteren Titelraten einfach nur spekuliert, dass Babylon sündig und turmhoch kriminell klingt? Wobei Rosenheims höchster Turm dem heiligen Nikolaus gehört und was bitte hat der mit Sünde zu tun? Babylonisch verwirrend das alles.

Doch spekulieren bringt nichts. Darum noch mal von vorne, und „jetzt pass auf!“ – wie Heinz von Wilk gerne wichtige Stellen einleitet. Erstens sind im neuen Max-Auer-Krimi wieder fast alle Schauplätze echt, dafür aber zweitens „Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen nur manchmal zufällig“. Heißt das sonst nicht anders? Sonst schon, aber bei diesem Autor ist kaum etwas so wie sonst.

Zum Beispiel die einladende Marotte, uns als seine Leser so vertraut anzusprechen, als säßen wir zusammen beim Stockhammer, draußen auf dem Platz, und er erzählt uns den allerneuesten Tratsch aus Rosenheims Halbwelt und Umgebung. Zu der gehört auch ein bissl München, samt Unterwelt-Clans, gerne auch Tirol und Salzburg und immer wieder – jetzt kommt’s – das Babylon!

Das ist die Bar mit der zweifach hervorstechenden Silikon-Wally hinterm Tresen. Dann gibt´s noch die Rotlichtadresse „Wild West“, doch beides ist natürlich reine Fantasie. Genauso fantastisch wie die skurrilen Gangster-Figuren und ihr aufgeplusterter Slang, wenn sie sich wichtig machen. Was sie nötig haben, denn es geht um richtig viel Kohle, die zwar anderen gehört, was aber nicht jeder wissen muss.

Ein Ex-Polizist von
der Münchner Sitte

Der Auer Max, Ex-Bulle von der Münchner Sitte, sorgt natürlich auf seine Art für Ordnung, Rosenheimer Ex-Spezln helfen dabei, wohl oder übel. Seine Einsatzzentrale ist die Altstadt-WG mit Tante Friedl und dem ehemaligen Heiratsschwindler Mani. Alle drei sind echt effektiv und dabei zu saukomischen Dialogen fähig, wie es sie nur bei Heinz von Wilk gibt. Gut, dass die Max-Methoden seiner explosiven Freundin Rosi manchmal suspekt sind (Wally und das Babylon!), denn dann muss er für alle kochen, bevor sie wieder mal in die Luft geht. Wenn Sie also mit Babylon Rosenheim Ihren Freunden etwas für die gute Laune schenken wollen, unbedingt vorher die Rezepte kopieren! Oder noch mal kaufen. Klaus Bovers

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