Rosenheim – Trotz der Corona-Pandemie bieten manche Gemeinden ein Ferienprogramm für Kinder an. Dieses Mal sind alle Gemeinden der Region miteinander digital vernetzt, denn heute geht’s um die Ortsnamenkunde im Mangfalltal, Inntal und im Chiemgau. Die Kinder sollen die Ergebnisse ihrer Recherche nach religiös begründeten Ortsnamen bekannt geben.
Florian aus der Gemeinde Brannenburg vermeldet: „St. Margarethen“. Gleich mehrfach leuchten Bildschirme mit der Lösung „Kirchdorf“ auf, unter anderen aus Kirchdorf am Inn und aus Kirchdorf am Haunpold. Weitere „Kirch-Orte“ melden die Ilse aus der Gemeinde Feldkirchen-Westerham – sie sagt in ihrer Digitalnachricht „Fejdkirch“ – und der Raimund „voo Mauerkira“, nämlich aus Mauerkirchen in der Gemeinde Bad Endorf. Auch der Otto aus der Gemeinde Samerberg steuert einen Kirch-Ort bei: „Schdoakira“ – Steinkirchen. Andere Ferienkinder nennen Hittenkirchen, Lippertskirchen, Neukirchen, Pietzenkirchen, Stephanskirchen, Straßkirchen und Thalkirchen.
Auch Pfaffing und Pfaffenhofen gehören zum Rahmenthema, da diese Orte den Pfarrer, früher Pfaffe genannt, im Namen haben. Und hier nun der Beitrag der Schülerin Johanna mit dem Ortsnamen „Eden“ bei Schnaitsee. Zudem präsentiert sie Edenberg in der Gemeinde Griesstätt sowie die Namen Edenstraß und Edengrub. Johanna schreibt: „Die Eden-Orte leiten sich wohl vom Garten Eden aus der Bibel her“. So schön diese Erklärung auch wäre: Bairisch ist nicht primär die Sprache der Bibel!
Ableitung aus
dem Semitischen
Daher ist nun der Ferienprogramm-Kursleiter gefragt. Er schreibt sinngemäß: Laut der Internet-Plattform „Bibelwissenschaft“ leitet sich „Eden“ von einem gemeinwestsemitischen Begriff „dn“, gesprochen als „edaen“, her – im Semitischen werden in der Regel keine Vokale angezeigt – und bedeutet „Ort der Wonne“.
Eine ältere Erklärung liefert die Internet-Plattform „Vornamensbedeutung“. Hier wird „Eden“ als hebräisches Wort mit der Bedeutung „Vergnügen“ erklärt, aber auch mit akkadisch „edinu“, was „wiederum von einem sumerischen Wort mit der Bedeutung ‚Ebene‘, ‚Steppe‘ stammt“. Und somit wären wir auf wundersame Weise bei der nahezu gleichbedeutenden bairischen Erklärung von „Eden“ angelangt:
Der Simon aus der Gemeinde Edling hat die Lösung: „Eden kimmt voo der Ädn, houchdeidsch von der Öde, auf Boarisch Äd oder Ädn. Des n stammt vom 2./3.Foij – Genitiv oder Dativ – und is voo do inn 1. Foij – Nominativ – grutscht. So wia bei Wies und Wiesn“. Darauf kriegt der junge Schüler fast überall seine „Likes“!
Bleibt noch zu klären, was der Linus aus Kiefersfelden schreibt: „Paradies“. Dazu merkt er an: „Kein offizieller Ortsname, aber inzwischen halboffiziell! Das Ortsschild gibt’s erst seit sieben Jahren. Es war ein Geburtstagsgeschenk für meinen Großvater Engelbert Fuchs, das ihm seine Nachbarn gemacht haben. Er hatte sich damals gewundert, wie man durch eine wenig attraktive Bebauung eine Gegend verschandeln wollte, die – in seinen Worten – aussieht ‚wie im Paradies‘. Er meinte damit die Gegend um den Hof seines Bruders herum, den Trojer-Hof, boarisch beim Droaner (Trainer)“. Also ein weiterer Garten Eden in unserer Region! Davon gibt’s ja nicht wenige.Armin Höfer