Weltmusik „dahoam“ gespielt

von Redaktion

„Quadro Nuevo“ zu Gast bei der Stephanskirchener Kulturwoche

Stephanskirchen – Der Antretter-Saal mit 90 zugelassenen und sorgfältig platzierten Plätzen war ausverkauft beim Konzert der Jazzband „Quadro Nuevo“ im Rahmen von „Sommer dahoam“, der Kulturwoche Stephanskirchen, die sich spontan und schnell um die Kulturbeauftragte der Gemeinde, Lonika Herzog, und Steffi Panhans, die Dritte Bürgermeisterin, gebildet hatte. Kultur gibt‘s da vom Frühschoppen mit bayrischer Blasmusik bis zum Kammerkonzert, von Marienliedern bis zu Opernarien, vom Poetry Slam bis zu den „Neurosenheimern“ – ein imponierendes Angebot.

Mit dabei: Gitarrist
Paulo Morello

„Quadro Nuevo“ mit der Stammbesetzung mit Mulo Francel, Andreas Hinterseher und D.D. Lowka tut sich immer wieder mit neuen Musikern zusammen, diesmal war es der Gitarrist Paulo Morello, ein – wie ihn Francel vorstellte – „Aficionado des brasilianischen Gitarrenspiels“, der als Cornelius Paul Schmidkunz in der Oberpfalz geboren ist, in Nürnberg, Mannheim und New York Jazzgitarre studiert hat und nun selber an der Nürnberger Musikhochschule Professor ist: ein hervorragender Jazzgitarrist, dem die drei anderen gebannt zuhörten oder musikalisch improvisierend folgten, wenn er seine rasanten Soli entwickelte.

„Ich bin in Riedering aufgewachsen“, bekannte Mulo Francel stolz, verwies aber darauf, dass immer schon Menschen aus anderen Regionen in gewachsene Gesellschaften hineinkamen und inspirierend wirkten. So spielt „Quadro Nuevo“ immer schon Weltmusik und speist sich aus den verschiedenen Folklore- und Musikstilen. Weltmusik brachten sie auch nach Stephanskirchen, mit ausgeklügelten Lichtwechseln und im Schummerlicht, das Jazzbar- Atmosphäre produzierte.

Orientalisch ging’s los und schon da raunte, wisperte, wehklagte und seufzte, lachte und jubelte die Klarinette von Mulo Francel. Weiter ging’s im Stil der Prager Tanzmusik der 30er-Jahre, komponiert von Andreas Hinterseher. Im argentinischen Tango „Fuga y misterio“ von Astor Piazolla funktionierte D.D. Lowka seinen Kontrabass, eigentlich ein Streichinstrument, als Schlaginstrument um und Hinterseher ließ sein Bandoneon volltönend beben. Von dem tragischen griechischen Sagenhelden Ikarus inspiriert war ein schwermütig-sehnsüchtiges Stück, das vor allem vom kongenialen Zusammenspiel zwischen Lowka und Morello lebte. Morello bewies auch, dass eine Mandoline ein vollwertiges Instrument sein kann. D.D. Lowka spielte oft mit geschlossenen und manchmal staunend aufgerissenen Augen, als sei er selber überrascht, was da alles an spontan improvisierter Musik entsteht.

Italien-Sehnsucht und
brasilianischer Samba

Die deutsche Sehnsucht nach Italien demonstrierte das neapolitanische Lied „Torna a Surriento“ in gedehnt-versonnener Melancholie, von Francel auf der Mandoline gezupft, Hinterseher brillierte mit dem Akkordeon in einem Musette-Walzer, D.D. Lowka steuerte einen brasilianischen Samba bei und alberte dabei brasilianisch-bairisch: „Samba zfriedn!“, bis schließlich alles in zwei Stücken aus den Anfangsjahren der Jazzgruppe endete: die „Canzone della strada“ und „Parole, Parole“, von Mulo Francel elegisch ins Saxofon gehaucht.

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