Vier Sänger, drei Ovationen, zwei Zugaben

von Redaktion

Kammersänger Oskar Hillebrandt präsentiert seine Neubeurer Meisterklasse bei einem Konzert im Schlosssaal

Neubeuern – Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als der Festsaal des Schlosses Neubeuern völlig überfüllt war und knapp 100 Zuschauer in anderen Räumlichkeiten nach Sitzgelegenheiten suchten, war es beim diesjährigen Meisterkonzert aufgrund der situationsbedingten Einschränkungen entspannter, aber ebenso bemerkenswert. Die 50 erlaubten Besucher erfreuten sich klassischer Opernmusik, dargeboten von beeindruckenden Sängern und deren Meister, Kammersänger Oskar Hillebrandt.

Schon seit geraumer Zeit bekannt ist der im Chiemgau aufgewachsene Tenor Markus Herzog. Seine Stimme ist sowohl im Forte wie auch im Piano gleichermaßen strahlend und geschmeidig. Er sang zuerst den „Radames, Celeste Aida“ aus der Oper „Aida“ von Giuseppe Verdi. Leuchtend präsentierte Kayo Hashimoto die Arie „Parte parte“ aus „Clemenza di Tito“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Atemberaubend, in welchem Tempo sie mit den gestochen scharfen Koloraturen umging und mit welch imposanter Mimik und Gestik sie ihre Darstellung verkörperte.

Der tiefe Bass von Michael Doumas, der die Arie des „Fiesco“ aus der Oper „Simone Bocchanegra“ sang, beeindruckte durch Fülle und Geschmeidigkeit und erinnerte in manchen Szenen an den unvergessenen schwarzen Bass von Gottlob Frick.

Die junge Mezzosopranistin Clarissa Reif verfügt über eine angenehm warme Stimme, die aber in bestimmten Situationen auch dramatisch sein kann. Sie deutet auf das große Talent hin, das in ihr steckt. Reif sang aus dem „Rheingold“ von Richard Wagner die „Erda“: „Weiche Wotan, weiche!“.

Spannend zeigte sich das Duett „Holländer/Daland“. Den „Daland“ sang Michael Doumas und den „Fliegenden Holländer“ übernahm Oskar Hillebrandt selbst. Immer noch, nach über 50 Bühnenjahren, mit klarer Stimme und reiner Diktion. Michael Doumas war ihm ein ausgezeichneter Partner.

Dann noch einmal Clarissa Reif: Ihr Aussehen, ihre dunkle Stimme und ihre Darstellung machte sie zur glaubhaften „Carmen“. Mit sonorem Schmelz sang Michael Doumas den „Silvo“ aus der Oper „Ernani“ von Verdi, worauf sich der Tenor Markus Herzog in strahlender Leichtigkeit und im reinen Belcanto-Stil der Arie des „Alvaro“ aus der Oper „Die Macht des Schicksals“ annahm.

Noch einmal ließ sich der Mezzo von Clarissa Reif vernehmen, als sie mit schönen Tönen aus der Oper „Italienerin in Algier“ die Arie „Cruda sorte“ Werbung für sich selbst machte. Es wurde aufs Neue hochdramatisch. Kayo Hashimoto sang und die schwierige Partie der „Santuzza“ aus der Oper „Die sizilianische Vesper“ und gestaltete sie mit größter Verve und hoch-emotionalem und mitreißendem Ausdruck. Beim nachfolgenden Duett trat noch einmal Markus Herzog auf mit großer Dramatik in Stimme und Darstellung.

Besonderes Lob gilt dem ausgezeichneten Begleiter, dem Pianisten Paolo Troian von der Mailänder Scala, der alle Stimmungen am Flügel mitgestaltete.

Mit den zwei Zugaben „O Sole mio“, vorgetragen von allen Sängern und „Zueignung Habe Dank“ von Richard Strauss, offeriert von Oskar Hillebrandt, verabschiedeten sich die Interpreten von ihrem Publikum unter fulminantem Applaus.

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