Tuntenhausen – Nicht immer ist auf den Wetterbericht Verlass. Angekündigt waren nur vereinzelte leichte Schauer am Alpenrand. Dass sich aber über Schloss Maxlrain während des Operettenabends ein heftiges Gewitter entlud, damit hatte niemand gerechnet. Unter dem Motto „Wiener Blut und Pariser Leben“ präsentierte die Oper Schloss Maxlrain ein Benefiz-Open-Air, um den Sängern auch in Corona-Zeiten eine Auftrittsmöglichkeit zu geben. Die musikalische Leitung hatte Pianistin Chariklia Apostulu, die auch anekdotenreich durch das Programm führte.
Wiener Blut
zum Auftakt
Zu Beginn stimmten alle Sänger fröhlich und ausgelassen das zahlreich erschienene Publikum mit dem Lied vom Wiener Blut auf den Operettenabend ein. Sopranistin Karolina Plicková sang das Lied „Heia in den Bergen“ aus der „Czardasfürstin“ derart mitreißend, dass sie gleich ein Mikrofon zu Fall brachte. Der modulationsreiche Tenor von Derek Rues bezauberte das Publikum anschließend mit dem Ohrwurm „Gern hab´ ich die Frau´n geküsst“ aus der Operette „Paganini“ von Franz Léhar.
Dass der spätere Erfolgskomponist für seine erste Operette zwar 170 Gulden eingesetzt, aber nur 50 Gulden verdient hatte, veranlasste seine Mutter laut Apostulu zu der Bemerkung: „Musst Du immer das Dreifache ausgeben?“ Schön anzuhören war „Da geh ich zu Maxim“ aus Léhars Operette „Lustige Witwe“ von Bariton Oddur Jonsson. Im Duett mit Karolina Plicková sang er sanft und berührend das zum Mitsummen animierende Lied „Lippen schweigen“.
Viel Applaus für die Arie der Sonja aus Léhars „Der Zarewitsch“ bekam Justyna Ilnicka, deren ausdrucksvolle Stimme vorübergehend vom Lärm eines vorbeifahrenden Motorrads beeinträchtigt wurde. Als Operettendiva aus Offenbachs „Die Großherzogin von Gerolstein“ erheiterte Roswitha Christina Müller, bevor Countertenor Fritz Spengler mit seinem hellen, klar akzentuierten und glockenreinen Gesang das Publikum verblüffte.
Rettung in
der Reithalle
Als Pianistin Amangul Klychmuradova Offenbachs „Barcarole“ melodisch zart zu Gehör brachte, öffnete der Himmel seine Schleusen. Hals über Kopf rettete sich das Publikum vor den Witterungsunbilden pflichtgetreu mit Masken ausgestattet in die Reithalle. Nach einer guten Viertelstunde wurde das Konzert wieder fortgesetzt.
Zum Donnergrollen des abziehenden Gewitters durften die Hörer nun im Stehen, denn die Stühle waren mit Wasser vollgesogen, noch einigen Operettenklassikern lauschen. Neben Justyna Ilnickas spritzig gesungener Arie der Adele und dem von Roswitha Christina Müller schmachtend intonierten Lied „Hör ich Zigeunergeigen“ riss Fritz Spengler das Publikum am Ende des Benefizkonzerts mit „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus Léhars Operette „Giuditta“ zu stürmischem Beifall hin.