Bad Aibling/Leobendorf – Auf eine Reise durch barocke, italienisch inspirierte Klangwelten von der britischen Insel entführten Traversflötist Patrick Pföß aus Wonneberg und Lautenist Ulf Dressler aus Lübeck. Ihre Konzertreise durch einige Kirchen Südostoberbayerns begann in Leobendorf bei Laufen und endete in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Bad Aibling.
Mit der festlichen Sonate V in C-Dur von Francesco Geminiani (1687-1762) begann das eindrucksvolle Programm. Dem Adagio folgte ein höchst virtuoser Allegro-Satz. Viel Ausdruck legte das Duo ins Largo und spielerisch entfaltete sich das Rondeau.
In seiner dezenten Moderation zeigte Pföß die Verbindungen zwischen den Komponisten des Abends und Hintergründe auf. In Dublin, wo er am Hof des Earls von Essex Anstellung fand, lernte der Italiener Geminiani den irischen Nationalkomponisten des Barock, Turlough O’Carolan (1670-1738) kennen. Dieser wiederum war fasziniert von der italienischen Musik. Von O’Carolan präsentierte das Duo drei Stücke aus dem von Pföß in der Corona-Zeit herausgegebenen Notenheft für gemischtes Ensemble, „Paddy’s Playbook“.
Der Flötist und der Lautenspieler gaben sich mit großer Spielfreude dem feinen Schwingen der typisch irischen Melodik, der vom italienischen Stil inspirierten barocken Sinnenfreude und dem tänzerischen Charakter der Stücke „Captain O’Kane“, „All alive“ und „Carolan’s Cup“ hin.
Während Dressler bei O’Carolan, bei drei schottischen Traditionals aus einer Sammlung von Francesco Barsanti und bei zwei Gaelic Folk Songs aus Wales (der Zugabe) eine Barockgitarre zupfte oder schlug, wechselte er für alle anderen Stücke zur Erzlaute. Solistisch in Szene trat Dressler mit „A Prelude“ und „Allmayne“ des kaum bekannten Lautenspielers John Sturt (1610-1640). Die Eleganz und Schlichtheit dieser Musik, der distinguierte Anschlag Dresslers, seine fein perlenden Töne und die Geschmeidigkeit seiner Greifhand waren ein Erlebnis.
Anlässlich seines kleinen Jubiläums spielte das Duo wie auf der ersten Konzertreise Händel. Diesmal die Sonate e-Moll, die noch in seiner Geburtsstadt Halle entstanden sind und zum Standardrepertoire jedes Travesflötisten und seines Lautenbegleiters gehört. Die vor Temperament sprühende Fuge im Allegro und das an Verzierungen reiche Grave zogen besonders in Bann.
Ein Höhepunkt war eine Uraufführung der Komposition „Des Nachts“ von Pföß für Traversflöte solo. Ausgehend von Zentraltönen, entwickelten sich Figuren, die mit speziellen Spieltechniken auf dieser Flöte und den Farbwerten spielten. Mangels Klappen wie bei der Böhmflöte muss hier jeder Ton in der Intonation ausgeglichen werden. Jede Tonart hat ihre Färbung. Eindrucksvoll zelebrierte Pföß diese filigrane Musik, gerne hätte man das kurze Stück ein zweites Mal gehört.
Ein großartiger Schlussakzent war die Sonate VI in
a-Moll von Barsanti. Immer neue Melodie-Girlanden wurden im Schlusssatz gesponnen und ließen ein pulsierendes barockes Gewebe entstehen.