Rosenheim – In Lustspielen gibt es immer wieder die Situation, dass ein fremder Mann in einem Bett auftaucht: Wer ist der Mann in diesem Bett? Die Antworten auf diese stereotype Frage sind die ebenso stereotypen Antworten: „Ich kann das erklären“ und „Es ist nicht so, wie es aussieht“. Die Komödie „Flitterwochen zu dritt“ von Marc Camoletti lebt davon, dass die Situation eben nicht einfach so erklärt werden kann: Die Ehefrau ertappt den Ehemann mit einem anderen Mann, einem Choreografen. Die Erklärung des Ehemannes bleibt vage, die Ehefrau rächt sich.
Gespickt mit
Aperçus und Sottisen
Mehr sei nicht verraten, um die Vorfreude auf einen Besuch im Tam-Ost nicht zu zerstören. Denn die Inszenierung des Ensembles Tam-Ost unter der Regie von Hans Anker und Anja Rajch ist eine Freude: Das relativ kurze Stück (70 Minuten ohne Pause) ist witzig und geistreich, weil gespickt mit vielen Aperçus, Sottisen und maliziösen Bemerkungen: „Ein Mann lügt nie – er erfindet nur die Wahrheit, die er gerade braucht.“ Oder: „Konsequent ist doch nur der, der sich mit den Umständen ändert.“ Lustig ist allein schon die Ausgangssituation und lustiger sind die absurd genauen und deshalb weitschweifigen Antworten auf bohrende Fragen. Und versöhnlich ist der Schluss.
Das Stück ist wie für Corona-Zeiten gemacht: Es ist kurz und es gibt nur drei Personen, die sich nie ganz nahekommen. Die Regie verteilt die drei Personen deswegen geschickt immer neu auf der etwas karg eingerichteten Bühne. Die Hauptsache ist ja die pointenreiche Konversation. Die genießt am meisten Oliver Heinke als der fremde Mann im Bett: Leicht, eben nicht übertrieben angeschwult, geziert und mit einer raffinierten Naivität serviert er seine Pointen – er hat die meisten davon – mit geschickt gesetzten Kunstpausen. Christian Swoboda gibt den ganz normalen Ehemann, der die Situation eben nicht genau erklären kann, in guter Steigerung seiner zornigen Ohnmacht, weil die Ehefrau ihn für etwas bestrafen will, dessen er sich nicht bewusst ist.
Die Gattin
ganz in Giftgrün
Diese Ehefrau spielt Jutta Schmidt, ganz in Giftgrün sogar bis auf die Fingernägel, hinlänglich süffisant: Wenn sie giftig-spitz sein kann, lebt sie richtig auf und ihr Mund kräuselt sich genüsslich. Genießerisch bietet sie sich dem fremden Mann an und schafft damit genau die Situation, in der sie ihren Mann angetroffen hat. Die Verwirrung steigert sich, die Situation wird emotional explosiv, bis es eben zu den „Flitterwochen zu dritt“ kommt.