Aussprache von Ortsnamen

von Redaktion

Ob auch die Ansage der Haltestellen im „Meridian“ für die Bewertung dieser Bahnlinie eine Rolle spielt? Zumindest die Ansagerin vom Datenchip verdient großes Lob. Aber die Zugbegleiter könnten sich gelegentlich bei der automatischen Ansage informieren, ob Holzkirchen tatsächlich ohne r gesprochen wird, ob bei Kolbermoor das „Kolber“ betont wird und ob es tatsächlich „Batt Aibling“ heißt oder nicht. Wir meinen für alle genannten Ortsnamen: Eher nicht!

Heike Funke aus Varel in Friesland verbrachte in den vergangenen Jahren gerne ihren Urlaub in einer Ferienwohnung in Bad Feilnbach. Einmal wollte sie ihre Freizeit damit verbringen, bei einem Lokalradion in der Verkehrsredaktion zu volontieren, da ihr die hiesigen Ortsnamen so gut gefielen. Natürlich sollte die echte Friesin nicht bairische Durchsagen machen, sondern auf Hochdeutsch, so wie die Ansagerin im Meridian.

Die Studioleitung ließ sie – vorsichtshalber – zur Probe ein paar Durchsagen machen. Die erste Probe: „Es wird geblitzt in Albaching!“ Aber zum Einstieg passierte gleich der erste Fehler: Albaching hieß laut Heike „All- Baching“, mit Betonung des „Bach“-Teiles im Namen. Natürlich war kein „Oibich“ oder „Oiwich“ verlangt, aber Heikes Herkunft verrät schon eine gewisse Tendenz, Namen anders zu betonen als es hier üblich ist. Das Musterbeispiel „Ruhpolding“ braucht hier nicht näher erläutert werden, da es allgemein bekannt ist. Analog, da vorne betont: Albaching.

Weiter ging es bei Heikes Probelauf mit einer Straßensperrung am Samerberg. Die Gemeinde Samerberg wird es überleben, wenn nicht nur die Heike, sondern auch manche öffentlich-rechtlichen Radiostationen hier das Bestimmungsort „Samer“ betonen; aber besteht nicht ganz allgemein gesagt eine gewisse Gefahr für unsere Ortsnamen, durch die permanent falsche Betonung in der Öffentlichkeit dauerhaft einen neuen Namen zu bekommen?

Würden dann nicht nur Zuzügler, sondern auch Einheimische dazu verleitet, fortan eine bisher unübliche Namensform ihres Heimatortes zu gebrauchen?

In unserem Fall wurde die Heike freundlich korrigiert, als sie tatsächlich einen weiteren Blitzer zwischen „Batt Aibling“ und „KOLBERmoor“ verkünden wollte. Das „Bad“ spricht sich hier wie es geschrieben wird und im Namen Kolbermoor wird üblicherweise das „Moor“ betont. In puncto Silbe -berg war die Heike nun informiert und betonte den Berg in Jakobsberg. Auch die Endbetonung der -bruck-Orte bekam sie bei Steinbruck und Seebruck gut hin.

Woran das Praktikum aber fast gescheitert wäre, ist der reelle Name von „Bichlheim“, in dem ihre Lieblings-TV-Serie „Sturm der Liebe“ spielt. „Echt jetzt? In Wagen?“ Das Lachen in der Redaktion war mehr als begründet, da ja nicht nur Vagen mit F gesprochen wird, sondern auch Heikes Heimatort Varel. Aber nicht nur die Charivari-Leute, sondern auch Karl Valentin würde wohl über die „Walentin“- und „Wagen“-Sprecher gespöttelt haben! Armin Höfer

Artikel 2 von 10