Farbigkeit und melodisches Pathos

von Redaktion

Das Notos Quartett aus Berlin brilliert beim Konzert in Neubeuern

Neubeuern – Ungewöhnlich war der Rahmen für das erste Meisterkonzert der Saison im Schloss Neubeuern. Das nach dem griechischen Windgott bezeichnete Notos Quartett trat diesmal nicht im Festsaal auf, sondern im Saal mit dem prachtvollen Neorenaissance-Kamin. Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola), Philip Graham (Violoncello) und Antonia Köster (Klavier) spielten das Konzert unter Corona-Bedingungen gleich zweimal. Auf dem Programm standen Werke von Gustav Mahler und Johannes Brahms.

Schwermütig
und melodisch

Der Klavierquartettsatz in a-Moll, den Mahler im zarten Alter von 16 Jahren komponiert hat, ist seine einzige erhaltene Kammermusik. In Form und Gestus erinnert das etwa zehnminütige Werk an Brahms und Schubert. Der schwermütig-melodische Charakter des Satzes kam in der Interpretation des Notos Quartetts klangsinnlich zur Geltung. Den beständigen Wechsel von schwelgerisch-fließenden und dunklen Passagen brachten die Musiker mit großer Einfühlung und technischer Brillanz zu Gehör. Immer wieder standen die Streicher in einem elegisch ernsten Dialog, den das Klavier mal zart und wie hingetupft, mal mit kraftvoller Dynamik beantwortete. Für Mahlers spätromantischen Zauber erhielt das Notos Quartett vom Publikum anhaltenden Beifall.

Hauptwerk des Abends war das Klavierquartett in A-Dur op. 26 von Johannes Brahms. Dem Notos Quartett gelang es meisterhaft, die vielen subtil gearbeiteten motivischen Themen in diesem Werk klangsatt in Töne zu setzen. Nach beschaulichem Beginn steigerte sich das Allegro non troppo zu einem rhythmisch akzentuierten melodischen Pathos. Den wild zerklüfteten Schluss des Satzes spielte die vier Musiker mit großer Farbigkeit und Ausdruckskraft. Traurig mit zart umspielenden Seufzer-Figuren erklang das Poco Adagio, in dem der wehmütige Ton des Cellos mit kräftigen Klavierakkorden kontrastierte. Das Scherzo hingegen wies eine lebhafte Rhythmik auf, die das Ensemble mit Leidenschaft und Hingabe interpretierte. Der Satz gipfelte in einer schwungvollen Stretta, die von einem ernsten Kanon zwischen Klavier und Streichern abgelöst wurde.

Finale
mitreißend

Mitreißend war das Finale. Dem Notos Quartett machte es sichtlich Freude, den ungarischen Ton des Satzes zum Erklingen zu bringen. Die immer neuen und überraschenden musikalischen Pointen erinnerten mitunter an Haydn. Ging das sanfte, lyrische Seitenthema zu Herzen, schien der furiose Schluss die Hörer zu elektrisieren.

Als Zugabe nach dem begeisterten Beifall spielte das Notos Quartett noch Fritz Kreislers „Liebesleid“, ein Stück, das nach dem aufwühlenden Brahms dann doch allzu gefällig wirkte.

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