Rosenheim – Zur neuen Ausstellung in der Kunstmühle begrüßte Elisabeth Mehrl als Vorsitzende des Kunstvereins Rosenheim vor coronabedingt nur 50 Gästen Isa Dahl. Die Stuttgarter Künstlerin stellte sich angesichts der Ausstellungseröffnung unter dem Motto „konkretsichtbar“ den Fragen der einladenden Moderatorin und der Gäste.
Isa Dahl, Jahrgang 1965, studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und anschließend an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie ist vielfache Kunstpreisträgerin und stellt bundesweit intensiv aus. Mit ihren der konkreten Kunst zuzuordnenden Werken löste sie die figürlichen Darstellungen und Porträts der zuvor ausstellenden Anke Doberauer ab – ein geschickter Wechsel in der Ausstellungschoreografie seitens des Kunstvereins.
Strukturen
und Wellen
Isa Dahls Werke zeichnen sich aus durch eine charakteristische Farbwahl und -komposition in Zusammenspiel mit einer speziellen Lasurtechnik. Ihre Bilder zeigen bevorzugt sich drehende oder wellenförmige Strukturen, sie erinnern an Pflanzenfasern, Haare oder textile Details. Für eine Assoziation an Meereswellen treten einzelne Fasern und Stränge zu stark heraus, lediglich bei einem in der Kunstmühle gehängten Bild könnte man an einen unruhigen Ozean denken. Viele der Motive sind in Grün- oder Rottönen mit unterschiedlichen Nuancen gehalten.
Die „Wellen“ ziehen sich diagonal durch die meist, aber nicht immer quadratischen Bilder und erzeugen eine stark perspektivische Wirkung. Schon unter Beibehaltung der Farbe entwickelt sich darin eine Dynamik, die Bilder scheinen während der Betrachtung zu arbeiten. Wenn Isa Dahl zusätzliche Farben ins Spiel bringt, erzeugt dies eine ungeheure Wucht, wie in dem Großformat „Wanderung Nummer sieben“. Diese Kurven, Wellen und Wirbel lassen die Betrachter nicht kalt. Elisabeth Mehrl sagte treffend, man könne unter dem „Schwung des Pinsels und dem Fluss der Farbe Kraft schöpfen und die eigenen Batterien aufladen“.
Gutgelaunt und humorvoll stellte sich Isa Dahl dem einleitenden Künstlergespräch. Darin ging es im Dialog mit Elisabeth Mehrl um das Verhältnis von „konkreter“ zu „abstrakter“ Kunst und es klang an, dass Isa Dahl ihr Atelier als einen „Farb-Reaktor mit großer Aktionsfläche“ sehe.
Originell war ein kurzer Austausch des ebenfalls anwesenden Künstlers Bernhard Paul mit Isa Dahl: Paul sieht seine – vertikal gestalteten – Werke als sehr verwandt mit denen Isa Dahls und sah viele Überschneidungen in der zugrundegelegten Philosophie als eine „abstrakte Kunst, die im Realistischen verankert ist“.
Isa Dahl schilderte, dass sie oft Vorskizzen zu ihren größeren Werken anfertige, beispielsweise mit Tusche. Diese Vorskizze müsse man allerdings dann mit der Malerei überprüfen, so die Künstlerin. „Die beste Lösung ergibt sich manchmal auch aus dem Prozess heraus“, meinte Isa Dahl. Ein Anspruch ihrerseits sei, mit möglichst einfachen Mitteln Räumlichkeit zu erzeugen.
„Wow-Effekt vor
dem eigenen Bild
Sie gestand auch, dass sie manchmal sehr zufrieden und förmlich begeistert sei von ihren eigenen Ergebnissen, sodass sie schon manchmal mit einem „Wow-Effekt“ vor eigenen Werken gestanden sei.