Wasserburg – Bilder von Ricarda Hoop sind derzeit im Ganserhaus zu sehen. Die Leipziger Künstlerin zeichnet überwiegend mit Bleistift und Grafit. In ihren Arbeiten begegnen sich Interieur, Stillleben und Landschaftsdarstellungen zwischen Ornamentik, Symbolismus und neuer Sachlichkeit.
Kein Platz
für Menschen
Ricarda Hoops Motive sind meist angelehnt an die Natur. Sie zeigen Landschaften und figurative Darstellungen aus der Tier- und Pflanzenwelt. Menschen hingegen finden keinen Platz in den Bilderwelten in Grafitschraffur. Und doch entsteht der Eindruck, als wäre die gezeigte Szenerie gerade eben verlassen worden.
Hoops mehrteilige, großformatige Darstellung „Le vaste paysage“ („Die weite Landschaft“) erinnert beispielsweise ein wenig an den Garten Eden, ein verlorenes Paradies, in dem Fische, Vögel und Säugetiere fröhlich zusammenleben. Es ist wie die meisten ihrer Bilder von filigranen Ornamenten umrahmt. Aus der Ferne gesehen wirken gerade die raumfüllenden Arbeiten wie Wandteppiche oder Friese. Bei genauerer Betrachtung hingegen fällt eine komplexe Vielfalt ornamentaler Darstellungen ins Auge. Einfache, geometrische Muster und diffizile, immer wiederkehrende Figuren fügen sich zusammen. Rauten, Blüten und Blattranken bilden Arabesken. Durch sie blickt der Ausstellungsbesucher wie durch einen Vorhang in die eigentliche Weite des Motivs.
Eine weitere, raumgreifende Bildkomposition mit dem Titel „The Waterfall Where Nobody Washed His Horse“ vermittelt den Eindruck, als schaue man durch ein Fenster auf einen Wasserfall. Ricarda Hoop hat die fernöstlich wirkende, neunteilige Bilderserie dem japanischen Maler Katsushika Hokusai gewidmet. Dessen zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert entstandenen Farbholzschnitte einer „fließenden Welt“ brachten den Japonismus nach Europa. Hokusai inspirierte Künstler wie Vincent van Gogh, Paul Gauguin, Egon Schiele und Gustav Klimt. Er gilt als der einflussreichste Maler Japans und war in Europa ein Wegbereiter des im Jahr 1896 aufkommenden Jugendstils.
Innere
Lebendigkeit
Rational betrachtet sind Bilder zunächst statisch. In den Motiven von Ricarda Hoop aber finden sich Bewegung und Dynamik, wenngleich der Ausstellungstitel „Der Raum, die Fluchten, Gebiete“ und mit ihm einige der Bildernamen vielleicht etwas sperrig wirken mögen. Geboten werden aber Zeichnungen in Schwarz-Weiß und monochrom, deren bildhaft erzählte Geschichten dessen ungeachtet mit innerer Lebendigkeit erfüllt sind.
Ricarda Hoop, Jahrgang 1981, stammt ursprünglich aus Parchim im Landkreis Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern. Sie studierte von 2004 bis 2011 freie Kunst mit dem Schwerpunkt Zeichnung und Malerei an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Seit 2011 lebt und arbeitet die diplomierte Künstlerin in Leipzig.