„…und muss ich hier in der Burg wohnen“

von Redaktion

Uta Grabmüller erforscht das Leben des Oberförsters Franz Cyprian aus Marquartstein

Achental/Marquartstein – Lediglich über drei Jahre, 1805 bis 1808, beschreibt und dokumentiert Uta Grabmüller, Autorin des fünften Achentaler Heftes zur Heimatgeschichte, das hochinteressante Leben des Oberförsters Franz Cyprian aus Marquartstein, dessen Amtssitz die Burg Marquartstein zu jener Zeit war. Herausgeber ist der Heimat- und Geschichtsverein Achental.

Von der Mühsal
im Gebirge

Dokumentiert wird der rege Briefwechsel des Oberförsters Franz Joseph Cyprian, mit seinen Vorgesetzten, der „Königlichen Forst- und Salinen-Inspektion“ oder den Dienststellen am Königshof in München. Cyprian schildert zahlreiche Probleme in seinem Amt. So macht der ab 1806 „Königlich Bairische Oberförster“ vor allem Vorschläge, wie seine eigene materielle Not gemindert werden könnte, zum Beispiel durch Anlegen eines Obstangers mit 300 Bäumen am Südhang des Burgbergs.

Er klagt über das mühselige Leben auf der Burg: „Alles was man braucht, kömt durch das müde hinaufschleppen noch mal so theuer. Vieh und Menschen werden durch den vom Fuße der Berges bis zum Schloße ¼ Stund dauernden stets strengen aufwärtsführenden schlechten Weg doppelt geplagt. Das ärgste ist noch, daß die am Fuße des Berges liegenden schlecht kultivierten Dienstgründe kaum so viel Heu liefern als für die höchst nöthigen 2 Kühe erforderlich ist…“.

Cyprian machte auch viele Vorschläge, wie die Landwirtschaft verbessert werden könnte. Neu ist die Entdeckung einer Schrift von Joseph Cyprian aus dem Jahr 1803, die ihn als qualifizierten und selbstbewussten Fachmann in Sachen Forst und Landwirtschaft ausweist.

Die Autorin befasste sich bereits eingehend vor einigen Jahren mit der das Achental beherrschenden Burg beim damals zweiten Achentaler Heft zur Heimatgeschichte unter dem Titel „Jemima Freifrau von Tautphoeus und die Burg Marquartstein“.

Damals, 2009, gab es in den Räumen des Heimat- und Geschichtsvereins eine Ausstellung mit 15 Schautafeln und einigen Kleidungsstücken sowie anderen überraschenden Exponaten. Sie gaben den Besuchern Einblick in die Atmosphäre eines Salons vor über 100 Jahren und informierten über Leben und Werk der englischen Schriftstellerin, die Burg Marquartstein und die Familie Tautphoeus im Achental.

Rund 50 Jahre bevor das Ehepaar Tautphoeus offensichtlich seinen Wohnsitz auf Burg Marquartstein sehr genoss (Kauf der Burg 1857), hatte es Oberförster Cyprian nach eigenem Bekunden gar nicht leicht mit diesem Wohnort.

Alle Schreiben, in denen er seine Probleme beschrieb und ebenso die Antworten seitens der „Königlichen Forst- und Salinen-Inspektion“ oder vom Königshof in München sind in alter deutscher Handschrift, dem Kurrent gotischen Ursprungs, verfasst. Der Marquartsteinerin Frieda Thoma (1926 bis 2012) ist es zu verdanken, dass sie die 35 Schreiben aus dem Briefwechsel Cyprians sowie weitere Unterlagen aus dem Besitz ihres Mannes Hans Thoma dem Heimat- und Geschichtsverein Achental überließ, in dessen Archiv heute alle Originalschreiben aufbewahrt sind.

Hans Thoma, Oberlehrer, später Rektor, war Zeit seines Lebens an Heimatgeschichte hoch interessiert und hatte bereits 1982 einen ersten Aufsatz über die Lebensgeschichte des Franz Cyprian veröffentlicht. Aus dieser Zeit stammten erste, unvollständige Transkriptionen von Cyprians Briefwechsel.

Dem Marquartsteiner Heimatpfleger Josef Bock, Ehrenbürger der Gemeinde und seit 2019 Ehrenmitglied des Heimat- und Geschichtsvereins, sind gründliche Vorarbeiten zur neuen Publikation von Uta Grabmüller zu verdanken.

Er transkribierte die Unterlagen vollständig, damit sie einem größeren Leserkreis zugänglich gemacht werden konnten. Aus dem Grund ist das Achentaler Heft Josef Bock gewidmet, der die Publikation mit großem Interesse begleitete.

Originale
in Handschrift

Da die handschriftlichen Originale eine so große Rolle spielten, widmete die Autorin der Geschichte der Handschriften und der deutschen Kurrent-Schrift einen kleinen Exkurs. Auch enthält das Heft eine Faltanleitung für einen Brief, wie er im 19. Jahrhundert ohne Kuvert, meist durch ein Siegel verschlossen, verschickt wurde. Band fünf der „Achentaler Hefte zur Heimatgeschichte“ wie auch die übrigen Hefte, ist in der Tourist-Info in Unterwössen zum Preis von sieben Euro zu haben, außerdem beim Heimat- und Geschichtsverein Achental.

Artikel 6 von 7