Edling – Erinnern wir uns: Mitte Oktober hatte der Leiter des Edlinger Madrigalchors „Concenti musicali“ in der Atteler Pfarrkirche der Pandemie ein großangelegtes Konzert abgetrotzt, bevor der Lockdown das Kulturleben gänzlich in Agonie versinken ließ. Nun liegt diese Aufführung als „Corona-Live“-Mitschnitt auf einer neuen CD vor.
Im Mittelpunkt steht die „Missa sopra la Bergamasca“. Da sie in Wien einer kaiserlichen Hochzeit Glanz verleihen sollte, ist es nur zu verständlich, dass sich Abraham Megerle ganz intensiv von den beschwingten italienischen, eben bergamaskischen Tänzen inspirieren ließ.
Sakrale
Würde gewahrt
Doch bei aller Diesseitsfreudigkeit wahrt die Musik sakrale Würde: die Trompeten schmettern nicht einfach, sondern zeichnen feine Linien, und die Posaunen erzeugen Klänge von warmer Transparenz. Das Klangbild verschwimmt nicht. Auch im Tutti bleiben die Farben einzeln wahrnehmbar und suggerieren einen schwingenden Lichtraum. Die Streicher durchwirken die vollen Bläserklänge gleichsam mit schimmernden Silberfäden.
Fünf Gesangssolisten, zwei Soprane (Miriam Striegel und Hedwig Wiest), ein Altus (Johannes Euler), ein Tenor (Manuel Warwitz) und ein Bass (Michael Mantaj) erwecken durch ihr individuelles Timbre und die emotionale Gestaltung des lateinischen Textes diese Messe zu sprühendem Leben. Als einführende „Ouvertüre“ dient zu Beginn ein getragenes Requiem, das Megerle einem verstorbenen Kollegen gewidmet hat. Im bewussten Kontrast stehen ein schwerelos, „romantisches“ Salve Regina und eine furiose Hymne auf den „beatus“. Das mehrfach wiederholte Beatus wird imitatorisch wie ein Ball von einer Stimme in die andere geworfen, ja geschleudert und in alle Klangfarben des Ensembles getaucht. Peter Adler als Musikwissenschaftler und Chorleiter mit Herzblut hat passend zur Weihnachtszeit ein „Antidepressivum“ vorgelegt – heller Glanz in dunkler Zeit! Einer der ersten Megerle-Fans war der eigene Neffe, jener berühmte Hofprediger Abraham a Sancta Clara. Diese CD könnte dem Wasserburger Barock-Komponisten Megerle (und den „Concenti musicali“!) neue Liebhaber zuführen…Walther Prokop