Aschau – Felix Gropper (28), der in Berlin wohnt und arbeitet, aber immer noch einen Koffer in Aschau hat, wurde dieser Tage als bester Newcomer in der deutschsprachigen Karikaturenszene mit dem „Geflügelten Bleistift“ ausgezeichnet.
Gropper fühlte sich von der mit 1000 Euro dotierten Auszeichnung „völlig überrumpelt“, wie er im Telefoninterview mit den OVB-Heimatzeitungen erzählt.
Faible für Witz
und Gag
Während seines Studiums an der Hochschule für Bildende Künste (HBK) in Saarbrücken habe er für sich festgestellt, dass es ihm weniger um die technische Perfektion geht als um Witz und Gag. Deswegen hat er sich auf Karikaturen spezialisiert: Eine Kunstform, in der es gilt, „möglichst schnell und möglichst viele Ideen zu haben – ohne Scheu vor einer schlechten – und bei der man sich keine Denkschranken setzen darf“. Das bedeute für ihn, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und mit Witz auf Krisen zu reagieren.
Dass die Pandemie den Humor der Menschen beeinflusst, sieht Gropper nicht. „Humor hat sich immer verändert, auch krisenbezogen“, nur manchmal werde die Realität absurder und überhole gar den Humor. Steilvorlagen eben, die man in Karikaturen aufgreifen könne. „Manchmal ist der Witz dann die einzige Antwort, um damit fertig zu werden“, meint Gropper.
Seine nun ausgezeichnete Karikatur „Applaus am Fließband“ hat gleich mehrere Bedeutungsebenen: Da hortet ein Mann in einem übervollen Einkaufswagen Nudeln und Klopapier. Als es ans Bezahlen geht, antwortet er auf die Frage der Kassiererin nach dem Zahlungsmittel: „Mit Applaus“.
Es ist ein Wink in Richtung der schlechten Bezahlung systemrelevanter Berufe, ein Wink in Richtung der Verkäuferinnen und Kassiererinnen im Einzelhandel, in Richtung des medizinischen Personals, das zwar während der ersten CoronaWelle mit Abendapplaus beklatscht wurde, aber noch immer auf bessere Löhne wartet. Oder ganz schlicht das Abbild eines typischen Hamsterkäufers – das bleibt dem Auge des Betrachters überlassen.
Die Jury des Karikaturenpreises, den die Sächsische Zeitung gemeinsam mit der Bremer Tageszeitung Weser-Kurier ausrichtet, hat Groppers Illustration jedenfalls ernstgenommen. So ernst, dass er für seinen Cartoon als bester Nachwuchskünstler geehrt wurde.
Gropper hat schon immer gern gezeichnet: „Kunst war mein Lieblingsfach in der Schule.“ Vielleicht liegt ihm das Künstlerische im Blut: Sein Vater Wolfgang (geboren 1944 in Prien, gestorben 2016 in Aschau) war Intendant, Schauspieler und Regisseur. Seine Mutter Annagerlinde Dodenhoff ist Schauspielerin. Dennoch sind ihm der Bleistift und sein „altertümliches“ Zeichenbrett beziehungsweise das I-Pad lieber als die darstellende Kunst.
„Unbestechlich,
aber käuflich“
Der 28-Jährige, der vor zwei Jahren sein Diplom in Kommunikationsdesign abgelegt hat, absolviert derzeit in Berlin ein zweijähriges Volontariat beim Fußballmagazin „11Freunde“ mit Schwerpunkt Video. Für ihn, den Fußballbegeisterten, „ein absoluter Glücksfall.“
Nebenbei fertigt er Karikaturen, beispielsweise für das Satiremagazin „Eulenspiegel“. Und so, wie sich auch „Eulenspiegel“ bewirbt: „Unbestechlich, aber käuflich“, wird Felix Gropper seinen Lesern hoffentlich noch viele Cartoons mit geflügeltem spitzen Bleistift servieren.