„Lustig ist die Fasenacht…“

von Redaktion

Volksmusikpflege Aufruf zur Sammlung von Kinderliedern, Spielen und Sprüchen

Die Reaktion der Leserinnen und Leser auf unseren Beitrag vor 14 Tagen zur Volksmusikpflege im Landkreis Rosenheim war beachtlich: Gerade auch das unbewusste Wissen und Singen von Liedern ohne Melodie- und Textvorlage war wohl für viele bemerkenswert.

Eigentlich kennt jeder Mensch, ob jung oder alt, ob Frau oder Mann, eine ganze Reihe von Texten und Melodien auswendig und ganz unbewusst. Eine bestimmte Kategorie wollen wir heute ansprechen und Sie, liebe Leserinnen und Leser, um Mitarbeit bitten.

Es geht um die kleinen Verse, Lieder und Spiele im Kindesalter. Die Eltern oder Großeltern singen, spielen, bewegen oder sprechen im Rhythmus mit oder ohne Melodie mit den Kleinkindern – und dieses grundmusikalische Miteinander prägt sich tief in das Gedächtnis und in das Gefühlswissen der Kleinen ein. Bis ins hohe Alter sind diese Texte und Melodien präsent und abrufbar – sogar bei dementen Menschen sind sie vorhanden und können ein Tor öffnen.

Wichtig ist, dass mit den Kindern ganz „analog“ gesungen wird und die Verserl mit Bewegungen rhythmisch gesprochen werden. Allein Anschauen am Bildschirm oder Anhören von Tonträgern sind kein Ersatz, im Gegenteil: Die kleinen Kinder können damit schon früh einen wichtigen Teil ihrer Eigeninitiative verlieren und erhalten keinen körperlichen Impuls für das „Selbertun“.

Was habe ich als Kind gesungen und welche Verserl und kleinen Spiele habe ich gekannt? Alle stammen von meinen Eltern und Großeltern, die aus dem Egerland und dem Böhmerwald nach dem Krieg nach Bruckmühl geflüchtet sind. Und doch habe ich später gemerkt, dass auch in der oberbayerischen Überlieferung viele gleiche oder ähnliche Fassungen vorhanden sind, natürlich in der heimischen regionalen Sprachfärbung:

Am liebsten war mir die Geschichte vom kleinen Pferd. Das Kind sitzt bei Erwachsenen auf dem Schoss, die sprechen oder singen, begleitet von Bewegungen, die den Text unterstreichen: „Heisserl bschlagn, Heisserl bschlagn, wia vui Nagerl muaß ma habn? – Oans, zwoa, drei! Und a Fuada Hei. Und a Fuada Mandlkern frisst mei Heisserl gar so gern.“

Natürlich waren viele „Ringa-reia“-Texte und „Hoppe, hoppe Reiter“-Lieder dabei. Und ganz beliebt und beruhigend war und ist auch „Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen …“; einen besonderen egerlandlerischen Einschlag hat „Gäiht da Hohna in Gartn …“. Nicht nur zur Faschingszeit passte der Vers „Lustig ist die Fasenacht, wenn mei Muatta Kiachal bacht …“

Auf dem abgebildeten Liedblatt haben Eva Bruckner und ich diesen Faschingsvers weitergeführt und mit einer gebräuchlichen Melodie verbunden. Damit ist ein kleines Lied entstanden, das wir zusammen mit den Kollegen der Kreisvolksmusikpflege Traunstein und Berchtesgadener Land in die Corona-Liederaktion der Familien-stützpunkte im Landkreis Traunstein zum Selbersingen in den Familien eingebrachthaben:
(https://www.familienstuetzpunkte-traunstein.com/familien/spiel-und-bastelideen. html). Da ist auch eine Tonaufnahme mit der Familie Hans Auer aus Hammerau zu hören.

Mithilfe für Kinderhefterl

Noch im Jahr 2021 will die Volksmusikpflege im Landkreis Rosenheim ein kleines Hefterl mit Liedern, Verserln und Spielen für Kleinkinder zusammenstellen. Wir bitten alle Erwachsenen und Jugendlichen, Eltern und Großeltern, sich an die Verse, Lieder und Spiele ihrer Kindheit zu erinnern. Was haben die Erwachsenen mit den Kleinkindern gespielt und gesungen? Schicken Sie Ihre Erinnerungen bitte an Ernst Schusser, Friedrich-Jahn-Straße 3, 83052 Bruckmühl, Fax 08062/ 7767505, E-Mail: ernst.schusser@heimatpfleger.bayern. Alle Einsender erhalten nach Fertigstellung das Hefterl kostenlos zugesandt.

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