Unheimlich-humorvolle Lesung zum Zuhören im Dunkeln

von Redaktion

Musikalischer Krimi unter dem Motto „Crime Cinema Live und online“ des Chiemgauer Literaturfestes schärft die übrigen Sinne

Seeon – „Crime Cinema – Live und online“ war das Motto der digitalen Ausgabe der „Leseglück“ Veranstaltung im Rahmen des Chiemgauer Literarturfestes. Schauspieler und Regisseur Andreas Schmitz präsentierte bei der Lesung, die das Kultur- und Bildungszentrum Kloster ausrichtete, einen unheimlich-humorvollen Krimi. „Allrounder“ Schmitz kann Regie, kann spielen und lesen kann er auch.

Das Projekt „Crime Cinema“ war ganz speziell auch für sehbehinderte Zuhörer gedacht. Den Sehenden hatten die Organisatoren ganz bewusst einen Teil ihrer Sinneswahrnehmung eingeschränkt – die Lesung fand im Dunklen statt und sollte auch zuhause mit möglichst wenig Licht genossen werden. Wer weniger oder nichts mehr sieht, konzentriert sich automatisch mehr auf die noch vorhandenen Sinne. Ein ungewohntes Vergnügen, gerade in unserer von Sinnesreizen überfluteten Welt.

Das Zuhören im Dunkeln, stellte sich als Wahrnehmungsverstärker heraus. Beschreibungen von Örtlichkeiten, an denen sonderbare Charakterköpfe samt passendem Outfit ihre Kreise zogen, tauchten vor dem inneren Auge auf und bekamen so den ganz individuellen, aus der eigenen Fantasie entspringenden Anstrich – auch oder gerade bei geschlossenen Augen.

Zu diesem Anlass stellte sich der Krimi „Der Mathelehrer und der Tod“ aus der Feder von Marc Hofmann als geeignetes Vorlesewerk heraus. Der Krimi-Autor ist eigentlich von Beruf Lehrer. Weil er aber allergisch gegen Routine ist, findet er als Musiker und seit 2014 als Kabarettist den perfekten Ausgleich. „Der Mathelehrer und der Tod“ ist der erste Teil der humorvollen Krimireihe um Gymnasiallehrer Gregor Horvath. Zusammen mit seinen Schülern will er nach bewährter Hercule-Poirot-Manier den plötzlichen Tod eines strengen Kollegen aufklären. Die Reaktion der Schüler auf dieses Unglück erschütterte Horvath zunächst: Ignoranz und Empathielosigkeit machten sich breit – feierten sie doch, wenn man sie nicht störte, lieber den „Triumph des Chillens“. Weil aber Unterricht das Chillen behindert und auch keiner Redebedarf hatte, machte Horvath kurzerhand den Tod des Mathelehrers Menzel den Schülern zur Aufgabe: „Wie kam Herr Menzel zu Tode?“. Analyse von Opfer und Täter, samt Tatmotiv. Seine Schüler hatten sich tatsächlich Mühe gemacht und die vorgestellten Theorien waren allesamt überzeugend. Das wiederum machte deutlich, dass doch mehr Menschen, als zunächst vermutet, ein Tatmotiv hatten.

Zwischen den Lesungen spielte das Trio Zahg mit Pianist Tobias Reinsch, Bassist Stefan Berger und Schlagzeuger Matthias Fischer, das seit 2008 für Musik steht, die sich über Genregrenzen hinwegsetzt. Die Musik lockerte die Lesung auf und war thematisch auf den Abend abgestimmt. bek

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