Musikalische Andacht mit Harfe stimmt auf Fastenzeit ein

von Redaktion

Verzicht in einer Zeit, in der vieles verboten ist – Nachdenkliche Worte und ausdrucksvolles Spiel in der Siegsdorfer Pfarrkirche

Siegsdorf – Mit dem Violett der Fastenzeit war der Hochaltar in der stimmungsvoll ausgeleuchteten Pfarrkirche Siegsdorf verhüllt. Ein Pendant dazu bildeten die hinter FFP2-Masken verborgenen Gesichter der Besucher. Als Einstimmung auf die Fastenzeit stand die „Musikalische Andacht“ unter dem Thema „Verzicht“. Wegen der Bekanntheit der Künstlerin Silke Aichhorn und der begrenzten Plätze gab es die Andacht zweimal hintereinander.

„Mensch, werde wesentlich! Denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg: das Wesen, das besteht“. Dieses Zitat von Angelus Silesius stellte Organisator Patrick Pföß an den Anfang. Er warf die Frage auf, welche Relevanz Verzicht überhaupt noch hat in einer Zeit, in der so vieles verboten ist. Mitten in eine immer gleichgültiger, egozentrischer, satter, kränker und dekadenter werdende Gesellschaft sei eine Pandemie geplatzt und habe unser Leben reduziert. „Wir denken über einiges nach und merken, was für unseren Alltag wichtig ist und was nicht.“ Der Musiker regte an, bewusst Dinge wegzulassen, um freier und kreativer zu werden.

Es folgte eine fein dahin- perlende Harfenkomposition von Michael Mchedelov (1903-1974).

Das sich einlassen auf die Musik, die Worte und auch die Stille dazwischen standen im Mittelpunkt.

„…Wo dein Schatz ist, ist auch dein Herz“, spannte Michael Gallinger mit einer Bibelstelle aus dem sechsten Kapitel des Matthäus-Evangeliums den Bogen weiter.

Silke Aichhorn legt viel Sehnsucht in ein Intermezzo A-Dur von Johannes Brahms, das dieser im Original für Klavier komponiert hatte. Das Gedicht „Verzicht“ zeigte mit Gallingers ausdrucksvoller Stimme, worauf man im Positiven verzichten kann, etwa auf schlechte Worte oder Hoffnungslosigkeit.

Die Zuhörer waren unwissentlich bei einer Weltpremiere dabei, in den vier Sätzen aus der Suite Nr. 9 von Johann Mattheson, dessen Werk ursprünglich im Original für das Cembalo geschrieben war. Ihre Bearbeitung für die Harfe hatte Aichhorn bereits in Nordfriesland für eine CD eingespielt. Herrlich war es, dieses filigrane Kunstwerk der barocken Polyfonie und den unterschiedlichen Charakter der Tänze mitzuerleben. Die Klarheit des Anschlags und das Crescendo und Decrescendo zogen ebenso in den Bann wie die Seele und Tiefe des Spiels. Mit dem Vaterunser, einem Wallfahrtslied des Königs David über die Geborgenheit in Gott und des für Harfe bearbeiteten bekannten Gitarrenstücks von Francisco Tárrega „Recuerdos de la Alhambra“ klang die Andacht aus. Nach einer irischen Dreingabe an der Harfe kam erst zaghafter und dann kräftiger Applaus. Die nächste musikalische Andacht ist am Sonntag, 14. März, mit Sopranistin Anna Willerding und ihrer Begleiterin Alexandra Scheufler geplant. vm

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