Rosenheim – Sehr häufig werden Ortsnamen nach den geografischen und geologischen Bedingungen und Voraussetzungen benannt, die in einer bestimmten Region vorherrschen.
In den Gegenden rings um unsere wichtigsten Flüsse, Bäche und Seen existieren neben Ortsnamen mit den Bestandteilen Bach, Ache, Au, See, Lack, Wöhr und Weiher auch solche Namen, die sich auf die Gattungsnamen Moos, Filz oder Schweibern beziehen.
Derartige Namen bezeichnen Örtlichkeiten, die in oder an einem sogenannten Hochmoor liegen. Filz-Orte benennen ganz speziell ein Torfmoor. Sie sind in dieser Serie bereits im Jahre 2018 behandelt worden. Der Ortsname Schweibern dagegen, der bei Sachrang und Steinkirchen vorkommt, ist in diesem Zusammenhang ein ganz spezieller Fall.
Schweibern entstammt laut Hans Meixner, „Die Ortsnamen der Gegend um Rosenheim“, dem althochdeutschen Begriff „wib (wip), swib (swip) in der Bedeutung unstet sein, schwanken, hier vom nachgiebigen, sumpfigen Boden“. Im Schmeller („Bayerisches Wörterbuch“) ist das Verb swibelen als „schwanken“ aufgeführt, auch das Nomen Schweiber im Sinne von einer „Vorrichtung, Fische zu fangen, vermuthlich eine Garnreuße“.
Hierfür brauchte man „fluctuirende Reisigbüschel“, die aus einem Gewässer herauswachsen. Schweibern bei Steinkirchen ist in alten Urkunden als „ab der Sweiber“, „ab der Sweibär“, „ab d’Sweiber“ bezeugt. Moos ist als Ortsname bei Raubling, Albaching, Bad Aibling, Bad Feilnbach, Kirchdorf, Marienberg, Westerndorf sowie als Moosen bei Niederaudorf und bei Steinkirchen (am Samerberg) vorhanden. Diese Orte liegen im Bereich des Inn oder der Hochmoore, die als Restgebiete des Rosenheimer Sees existieren. Der Begriff „Moos“ bezeichnet daher nicht nur bemooste Waldwiesen, wie man zunächst denken könnte, sondern steht oftmals für „Moor“. Dies erinnert an die althochdeutsche Sprache (750-1050), zu der das Bairische ja gehört:
Althochdeutsch „mos“ bedeutet nämlich ganz umfassend Moor, Sumpf und Moos.
Warum aber kommt der Begriff „Moor“ in bayerischen Ortsnamen so gut wie nicht vor?
Der Begriff „Moor“ erscheint im bairischen Sprachraum – also auch in Österreich – deshalb nicht, weil er zunächst auf den niederdeutschen und daher auch auf den englischen Sprachraum zu lokalisieren („Dartmoor“, „Yorkshire Moors“) ist und erst später im deutschen Standard unser „Moos“ verdrängt hat.
Recht aussagekräftig sind die mit dem Element „Moos“ zusammengesetzten Namen. Kraimoos bei Soxen hieß früher Krainmos. Dies bedeutet „Krähenmoos“, da dem Namen althochdeutsch krâ, krâja = Krähe zugrunde liegt. Mooshappen bei Breitbrunn am Chiemsee ist als Moshaubten belegt, worin sich das Wort „Haupt“ offenbart, das hier die Lage des Ortes am Anfang oder Ende des Moores bezeichnet. Mit Entmoos bei Vogtareuth kann ein Bairisch-Test bestanden werden, sofern man noch die Vorsilbe „ent“ = jenseits kennt. Rothmoos bei Halfing hat die Farbe „rot“ im Namen, Weitmoos bezeichnet die „weite“ Ausdehnung des dortigen (Amerang, Eggstätt, Griesstätt) Moores.
So viele Moos-Orte in unserer Region: Also auch hier passend die Devise: Ohne Moos nix los!