In der Volksmusikpflege des Landkreises Rosenheim legen wir besonderen Wert auf die Sammlung, Dokumentation und Bewusstmachung der Leistung unserer regionalen und lokalen Persönlichkeiten, Gruppen und Institutionen. Es gibt mehrere Volksmusik- und Volk-stanzkreise, Vereine und Gemeinschaften, viele Volksmusik- und Gesangsgruppen, Musikkapellen und Chöre und natürlich auch Einzelpersonen, die sich um die überlieferte regionale Musikkultur unserer Heimat verdient gemacht haben – oder die gerade in der Gegenwart zur lebendigen Volksmusik und ihrer bewussten Pflege beitragen.
Nach und nach wollen wir möglichst viele dieser Aktivitäten und ihre kulturelle, musikalische und gesellschaftliche Relevanz in Forschungsgesprächen und mit ihren Arbeiten und Materialien dokumentieren. Dabei geht es sowohl um die (hand-)schriftlichen und gedruckten Dinge, um Tonaufnahmen und Bildzeugnisse – vor allem aber auch um die mündliche Überlieferung und das Wissen der Menschen, die unsere Volksmusik tragen. Gern nehmen wir Hinweise entgegen per E-Mail an ernst.schusser@heimatpfleger.bayern – oder per Post: Friedrich-Jahn-Straße 3, 83052 Bruckmühl.
2002 habe ich von der Stadtsingschule Kolbermoor eine CD mit vielfältigen Aufnahmen der Instrumental- und Gesangsgruppen erhalten. Heiner Seyfried hat mich damals vor allem auf das bei der CD abgedruckte Geleitwort des Gründers der damaligen Marktsingschule im Jahr 1927 aufmerksam gemacht. Rektor Hans Lorenz hat im Jahr 1977, ungefähr zwei Wochen vor seinem Tod am 24. September 1977 einen Rückblick auf seine langjährige Volksmusikarbeit formuliert – so etwas wie ein Vermächtnis.
Im folgenden möchte ich aus den Worten des langjährigen Leiters der verdienstvollen Stadtsingschule Kolbermoor zitieren, in denen er Parallelen zu den Bemühungen des Kiem Pauli (1882 bis 1960) gezogen hat, der in den Dörfern im südlichen Oberbayern Lieder sammelte. Hans Lorenz formulierte 1977 im Rückblick: „Der Kiem Pauli hat es immer merkwürdig gefunden, dass wir beide im Jahr 1927 den gleichen Versuch gestartet haben, nämlich, das Volkslied wieder zum Leben zu erwecken. Er am Land draußen, ich in einem Industrieort. Das Merkwürdige daran war, dass die Saat, die er auf den Landboden ausgesät hat, gut und üppig gewachsen ist – dass aber die Saat, die im Industrieort Kolbermoor ausgesät wurde, genau so üppig gewachsen ist. Das haben wir beide merkwürdig gefunden, aber freudig aufgenommen. Wer sich zurückerinnert, der weiß ja, dass am Marktplatz Hunderte von jungen Leuten gesungen und getanzt haben und dass der Marktplatz voller Leut war.“
Hans Lorenz bat darum, sich weiterhin dieser Kulturarbeit in Kolbermoor zu widmen und verband seine Ausführungen mit dem Wort Heimatliebe: „Das war es, was ich als kleines Wunder angesehen habe, und was mir bestätigt hat, dass die „Liab zur Hoamat“ nicht bloß am Land, sondern auch bei der Industriebevölkerung verankert ist. Es muss sich bloß jemand finden, der diese „Liab“ wieder zum Leben erweckt.“
In der nächsten Folge werden wir weiter über Hans Lorenz und seine Verbindungen zum Bildungswerk Rosenheim berichten, mit dem er 1953 das Liederbüchlein „Alpenländische Lieder für Schulen und Jugendgruppen“ herausgegeben hat. Daraus stammt unser Liedbeispiel „Wann du durchgehst durchs Tal …“ –
Gruppen der Stadtsingschule Kolbermoor sind zu hören in der Volksmusiksendung am kommenden Sonntag um 8 Uhr morgens auf Radio Charivari.