Gars/Isen – Franz Wenhardt, einen Kilometer von Isen daheim, ist – noch – Klosterbibliothekar bei den Garser Redemptoristen. Er geht demnächst in die verdiente Pension. Einen Nachfolger kann er nicht benennen. „Die Bibliothek wird leider kaum mehr genützt“, klagt er und bedauert, dass die freie öffentliche Nutzung der Klosterbibliothek viel zu selten in Anspruch genommen wird.
Seit vielen Jahren ist Wenhardt dem Heimatmuseum im Alten Rathaus des Marktes Isen verbunden. Er spielt eine wichtige Rolle für die noch immer aktuelle Ausstellung der Büste des Isener Kirchenpatrons Zeno im Bayerischen Nationalmuseum in München.
Gestiftet
im Jahr 1467
Wer weiß, ob es stimmt, dass die Zeno-Kirche von Isen leibliche Überreste ihres im 4. Jahrhundert als Bischof von Verona bekannt gewesenen Patrons hütete. Gewiss ist aber, dass eine Silberbüste ein „beinernes“ Relikt des Heiligen barg. Diese gut zwei Kilo schwere Büste, gestiftet 1467 von Ladislaus von Achdorf, Propst des einstigen Kollegiatsstifts Isen, ist noch im Bayerischen Nationalmuseum (BNM) zu bestaunen. Es hat sich gelohnt, das Stück nach allen Regeln der Kunst in Stand zu setzen und dabei kunst-technologisch untersuchen zu lassen.
Ein Abschied, so Generaldirektor Dr. Frank Matthias Kammel, sei Anlass der Schau: „Seit 1949 ist das 1896 vom Germanischen Nationalmuseum aus dem Münchner Kunsthandel erworbene Reliquiar als Leihgabe im Bayerischen Nationalmuseum zu sehen. Nach mehr als sieben Jahrzehnten kehrt es demnächst nach Nürnberg zurück.“ Es soll dort als Glanzstück einer Dauerausstellung fungieren, „Zeugnis der Glaubenspraxis und herausragendes Dokument künstlerischer Leistungskraft“.
Hört man dazu Franz Wenhardt, erkennt dieser fraglos sowohl die Bedeutung der Sonderausstellung des „Silberkopfes“ in München als auch seine künftige Funktion als Zugstück des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg an. Doch bedauert Wenhardt, dass es bald wieder „aus der Region, zu der es einen unmittelbaren Bezug hat, wegkommt“.
Ein Glück, so Wenhardt, dass der Isener Silber-Zeno von der Säkularisation 1802 verschont blieb. Er wurde nämlich erst „privat verwahrt“, dann 1895 vom Isener Bürgermeister „unter Wert in den Münchner Kunsthandel verkauft“.
Das aus purem Silber vor gut 500 Jahren in Salzburg gegossene Zeno-Haupt thront auf einer Büste des Heiligen aus Verona. In mehr als 50 Einzelteile wurde es zerlegt und penibel restauriert.
Details über die teure Erneuerung durch Spezialisten kann der Besucher, folgt er dem „Silberkopf“-Pfad im Hochparterre des Museums, am Objekt selbst und den ihm zugeordneten Videos erfahren.
Der Besucher übersehe nicht die verkleinerte Nachbildung der uralten Zeno-Büste mit der Reliquienkapsel, die 1955 Karl Roth aus München für die Pfarrei St. Zeno in Isen herstellte. Dass die Original-Reliquie aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg nach Isen zurückkehrte, ist dem Bamberger Weihbischof Artur Michael Landgraf zu danken. Schön, dass diese „echte, alte“ Reliquie in dieser Replik verbleibt. Sie schmückt, sie adelt sie.
Eine informative Broschüre ist im Nationalmuseum zu erwerben. Sie rückt das wertvolle Stück, das, noch vor seiner aufwendigen Generalrestaurierung im September 2014 „Kunstwerk des Monats“ war, in die Nähe der Schnitzwerke des „Meisters von Seeon“, der nach neuesten Erkenntnissen das Modell für den Kopf des heiligen Zeno geliefert hat. Nicht umsonst wurde der „Silberkopf“ mit Original-Kunstwerken aus des Meisters Hand umgeben: von der originalen „Madonna aus Kloster Seeon“, aber auch von dem aus Freisinger Privatbesitz stammenden stehenden Jesuskind mit Weltkugel aus der Werkstatt des „Meisters von Seeon“. Zum ersten Mal wird diese Skulptur der Öffentlichkeit präsentiert.