Kunst am Baum und in der Wiese

von Redaktion

Skulpturenpfad im Aiblinger Kur- und Stadtpark bis Ende November zu sehen

Bad Aibling – Sie hängen an Bäumen, stehen auf Wiesen und staken über den See: Kunstobjekte und Skulpturen von derzeit 16 Künstlern aus Deutschland und Österreich – und es werden in nächster Zeit noch einige dazukommen. Der Kurpark und der nahegelegene Stadtpark sind Schauplatz dieser umfangreichen Ausstellung, die der Kunstverein Bad Aibling mit großzügiger Unterstützung der Stadt ausrichtet. Schließlich gibt es doch in diesem Jahr drei Jubiläen zu feiern, die teilweise bereits 2020 an der Reihe gewesen wären: 175 Jahre Moorbad, 125 Jahre Heilbad und 70 Jahre Kunstverein Bad Aibling.

Noch immer lässt es die Lage nicht zu, diese Jubiläen mit publikumsreichen Veranstaltungen zu inszenieren, aber der Skulpturenpfad setzt ein Zeichen, dass auch in Pandemiezeiten Kunst und Künstler nicht vergessen sind.

Ob die häufig vorkommende Darstellung der menschlichen Gestalt ein Ergebnis der kontaktarmen Zeit ist? Elf von 16 Künstlern haben sich jedenfalls – auf unterschiedliche Weise und mit einer Vielzahl von Materialien – mit der Figur des Menschen beschäftigt. Das reicht von der Königsgestalt auf dem Irlachweiher über die beiden Torsi von Mann und Frau an der Glonnbrücke bis zu den zwei Büsten aus Ton vor dem Weiher und vielen mehr.

Ein König stakt
über den Irlachweiher

Die Königsgestalt aus signalrot gefärbten Glasfasermatten stammt von dem Wasserburger Bildhauer Wilhelm Zimmer, der dieser Skulptur den Titel eines Märchens der Gebrüder Grimm gibt: „Von dem Teufel mit drei goldenen Haaren“. Von Gier und Machtstreben handelt die Geschichte, und der unbarmherzige König muss schließlich zur Strafe für den Rest seines Lebens Passagiere von einem Ufer zum anderen bringen.

Cornelia Hinkel stellt hohe, schmale Gestalten in unterschiedlichen Abständen auf eine Wiese. Leuchtend weiß fallen sie von Weitem ins Auge. Ihre steinernen Oberflächen sind am Körper mit senkrechten, im Gesicht mit waagerechten Schraffuren versehen. Ihr Zueinander ist distanziert, „Versteinert“ lautet der Titel und bildet das Verhalten in Zeiten der Pandemie ab.

Da in der Kurstadt Bad Aibling das Moor in der Vorstellung immer präsent ist, bildet Inge Benninghoven aus Sandstein den „Kopf einer Moorleiche“ nach. Weil Moor über Jahrhunderte zu konservieren vermag, ist das Antlitz, das ihr als Vorlage diente, einschließlich seiner Augenbinde gut erhalten geblieben. Ebenso wie der „Kindskopf“ und der „Fuß einer Moorleiche“ bietet das Exponat Anlass zu Betrachtungen über das Leben früherer Generationen und die Vergänglichkeit.

Mit zwei Holzskulpturen ist der junge Künstler Marco Bruckner vertreten. Aus Esche sind beide Gestalten mit der Motorsäge herausgearbeitet. Neben einer betenden Person „Gott hilf mir“ ist ein „Wünschelrutengänger“ in Aktion, der heilbringendes Wasser sucht – auch dies ein Aiblinger Thema.

Uta Beckerts zwei Tonbüsten stellen Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft dar. Sieht „Der Mann im Schal“ eher gut situiert aus, ist das Gesicht des Mannes im Werk „Feierabend“ von Erschöpfung geprägt. Noch hängt ein während der Arbeit benutztes Seil über seiner Schulter, aber es steckt auch schon der Stumpen als Symbol beginnender Entspannung zwischen seinen Lippen.

Kann ein Standbild aus Bronze Liebe sichtbar machen, auch wenn sich die beiden Gestalten – Mann und Frau – nicht berühren? Andrea Matheisen zeigt mit „Das Wunder“, dass dies möglich ist. Die intensive Zuwendung der beiden Köpfe und den Blick, der den Partner festzuhalten scheint, ist gut erkennbar.

Aber nicht nur der Mensch ist Thema, auch Tiere sind ein häufig gewähltes Motiv. Richtet man unweit des Weihers den Blick nach oben, macht man eine überraschende Entdeckung. Peter Pohl, der sich seit Beginn seines künstlerischen Schaffens in nahezu unerbittlicher Konsequenz mit Insekten beschäftigt, hat seine Plastik „Moorinsekt“ an einem Baumstamm befestigt. Die Sonne lässt den aus PU-Schaum gefertigten und mehrfach lackierten Körper in der Sonne glitzern, womit der Künstler nicht nur die Schönheit dieser wenig beachteten Kreatur reflektiert, sondern auch ihre Bedrohung.

Arbeiten weiterer Künstler befinden sich im kleineren Stadtpark, der die Ausstellung des Kurparks erweitert. Frank Ludwig hat zwei überdimensionale Tiere aus Holz geschaffen, die den verbrecherischen Umgang mit dem Lebensraum Meer symbolisieren. Über drei Meter lang sind eine Schildkröte und ein Delfin – beide unausweichlich gefangen in einem Gitter aus Edelstahl.

Ernst, Poesie
und Clownerie

Hier stößt man auch auf die Erzählkugel des Bildhauers Peter Schwenk, ein von ihm als „Roundabout“ bezeichnetes Werk einer gleichnamigen Serie von Kugeln, von denen diese 1,50 Meter Durchmesser hat. Aus Aluminium gesägt ist eine Vielzahl von Ornamenten und menschlichen Figuren: Till Eulenspiegel, ein elegant tanzendes Paar, der kleine Prinz – eine kunterbunte Mischung aus Ernst, Clownerie und Poesie, die man „lesen“ kann.

Die gesamte Ausstellung ist eingebettet in die frisch aufgeblühte Natur der beiden Grünanlagen, alte Bäume, Fluss und Teich spielen ihre Rolle mit. Bis Anfang November zu sehen, wird die Präsentation manchen Sommerspaziergang begleiten. Ohne dass die Schwelle zu einer Galerie überschritten werden muss, kommt die Kunst zum Menschen.

Bis 30. November

Der Skulpturenpfad ist bis Ende November zu sehen. Informationen zu allen beteiligten Arbeiten enthält eine Begleitbroschüre, in der sich auch ein Wegeplan zu den Standorten befindet.

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