Grassau – Ein beglückender Abend: Nach sieben Monaten fand der erste Konzertabend mit dem Goldmund-Quartett aus München im Saal des ehemaligen Schwimmbads im Sawallisch-Haus Hinterm Bichl statt. Die beiden Konzerte des Quartetts hintereinander waren komplett ausverkauft.
In der Schule kennengelernt
Die vier Streicher kennen sich seit ihrer Schulzeit am Pestalozzi-Gymnasium in München, studierten alle vier Musik und spielen seit-her zusammen. Das Quartett wurde 2009 von Florian Schötz (erste Geige), Pinchas Adt (zweite Geige), Christoph Vandory (Bratsche) und Raphael Paratore (Cello) gegründet und spielt seither in unveränderter Besetzung in den renommierten Kon-zertsälen im In- und Ausland. Die vier jungen Musiker spielen auf dem „Paganini Quartett“ von Antonio Stradivari: 2019 stellte die Nippon Music Foundation die vier Instrumente den Musikern zur Verfügung. Das Konzert begann zur Einstimmung mit der kurzen Streichquartett-Elegie Crisantemi aus Giacomo Puccinis Oper „Manon Lescaut“ von 1893. Sofort überzeugte der wunderschöne Klang der Instrumente und ihr harmonisches Zusammenspiel, was beim folgenden, frühen Streichquartett von Joseph Haydn, opus 33, Nr. 1, noch deutlicher wurde. Das Hauptthema wird schon im ersten Scherzo-Satz mehrfach variiert. Der langsame Satz des h-Moll-Quartetts ist ein Andante, dessen Kopfthema deutlich an das Scherzo-Thema anknüpft. Das heitere Finale wurde vor allem durch ein großes geprägtes Violinsolo und die kontrapunktisch turbulente, motivisch spannende Verarbeitung des Hauptthemas vom Anfang erreicht. Ein perfektes, höchstens durch Blicke abgestimmtes Zusammenspiel, kammermusikalische Brillanz und Ausstrahlung, dazu mitreißende Spielfreude zogen das Publikum in den Bann.
Letztes Stück auf dem Programm war Ludwig van Beethovens Streichquartett opus 18, Nr. 6 mit den Sätzen Allegro con brio, Adagio ma non troppo, Scherzo Allegro, „La Malinconia“ (Me-lancholie), Allegretto quasi allegro. Zunächst erklingt ein spielerisch musikantischer Sonatensatz, der wie ein Dialog der Instrumente durchgeführt wird. Das schnelle Allegretto zeigt unüberhörbaren Tanzcharakter.
Ein geheimnisvolles Musikstück
Führt man die unerwartet einsetzende „Malinconia“ auf eine sentimentale Haltung grundloser Traurigkeit zurück? Es ergeben sich viele Deutungen. Auf jeden Fall handelt es sich um ein geheimnisvolles Musikstück, das die Zuhörer in der Sawallisch-Villa begeisterte.
Zugabe war ein meisterhaft gespielter „Schottischer Ochsenlandler“ von Sepp Hubenbauer. Drei weitere große Konzerte gibt es diesen Monat – am 18., 19. und 20. Juni den Beethoven-Zyklus mit den Klaviersonaten.