Rosenheim – Zweimal war die Matinée im Künstlerhof ausverkauft, die zweite Vorstellung war eine Serenade. „Chanson perpétuelle“ war das Motto nach dem gleichnamigen Lied von Ernest Chausson (1855 bis 1899), also ein ewiges Lied, angestimmt sowohl von der Sängerin Dagmar Gareis als auch von der Flötistin Alice Guinet. Zusammen mit der Pianistin Rebecca Höpfner nennen sie sich „Ensemble Sweet Bird“, und in der Tat war es ein einziges Singen und Flöten, ein Tirilieren und Klagen, Zwitschern und Wispern um die Wette.
Buchstäblich in „Le Rossignol“ von Léo Delibes (1836 bis 1891): Sängerin und Flötistin wetteiferten da um die liebreizendsten Nachtigallentöne und um die Fähigkeit, diese Töne auszuzieren. Langgezogen klagend besangen beide den Liebestodeswunsch eines Mädchens im „Chanson Perpétuelle“, elegant und charmant klangen beide in dem Valse chantée „Portrait“ von Cécile Chaminade (1857 bis 1944), aufgelockert swingend in dem bekannten Song „Fly me to the moon“ von Bart Howard (1915 bis 2004).
Verbunden wurden die Stücke durch kluge und gewinnend gesprochene Zwischentexte. Die Texte der vier Lieder von Richard Strauss waren abgedruckt, so konnte man verfolgen, wie Dagmar Gareis diese Texte ausdrucksstark mal kapriziös, mal leise schmunzelnd, mal lyrisch fließend und mal dramatisch zugespitzt, mit Pianoduftigkeit und lautstarkem Aufleuchten gestaltete.
Mit vielen Klangfarben ummalte Rebecca Höpfner am Klavier diese Lieder. Bei drei Präludien aus op. 11 von Alexander Skrjabin (1872 bis 1915) konnte sie sich solistisch präsentieren: mit fein abgestuftem Anschlag in den wie Tuberosen duftenden Nr. 12 und 13 und dann mit kraftvoll wogendem und rauschendem Zugriff in der stürmischen Nr. 14.
Alice Guinet brachte ihre Flöte zum zärtlich schwingenden Singen in „Madrigal“ von Philippe Gaubert (1979 bis 1941) und ersetzte auch noch bruchlos einen Tenor in der Lensky-Arie aus „Eugen Onegin“ von Peter Tschaikowsky (1840 bis 1893), in der sie die elegische Todesahnung des Helden rein melodisch ausdrückte. Mit zwei Zugaben bedankten sich die drei Frauen für den überaus herzlichen Beifall.