Rosenheim – Pünktlich hörte der Regen auf am Sonntagabend und der Himmel klarte auf: Die Sonne schien für Rolando Villazón. Das Publikum war an diesem Abend ein bisschen älter als bei den anderen Strandkorb-Open-Air-Konzerten: Die Zuhörer freuten sich auf den mexikanischen Star-Tenor, den „Große-Augenbrauen-Tenor“, wie er sich selbstironisch nannte.
Nach dem Tango
hoffte das Publikum
Doch anfangs hieß es warten: Zunächst spielte das Streichquartett Amadis-Quartett das „Jagdquartett“ von Mozart – als „Einstimmung“, wie der Moderator Norbert Haimerl launig sagte. Mozart als Einstimmung für Villazón – das musste selbst der am Ende korrigieren, indem er seine unbedingte Mozart-Liebe gestand. „Rolando!“, forderte danach lautstark eine Zuhörerin. Aber das Quartett spielte nun Salonmusik, ein Stück nach dem anderen erklang, vereinzelte Pfiffe ertönten, dann kam ein Tango – jetzt konnte man hoffen. Und wirklich: Der Harfenist Xavier de Maistre betrat die Bühne und dann endlich auch der mexikanische Tenor mit dem langen roten Schal: Erlösung! Und sofort setzte eine ansteckende Fröhlichkeit ein.
Die hielt die ganze Zeit an, als Rolando Villazón mit lateinamerikanischen Liedern eine „Serenata Latina“ versprach. Mit kurzen Worten erzählte er jeweils vorher den Inhalt jedes Liedes, sodass man jeweils mitfühlen konnte, gleich, ob er von träumenden Blumen, von einer Rose, die sich in eine Weide verliebt, oder von einem Baum, der tröstet, sang oder Tanzlieder aus Argentinien, Cuba, Brasilien und natürlich Mexiko einstreute. Selbst die traurigen Lieder verströmten Lebensfreude, mit so viel Emphase, Hingabe und rückhaltloser Leidenschaft singt Rolando Villazón.
Mehr als nur ein
Begleiter an der Harfe
Xavier de Maistre an der Harfe war mehr als ein Begleiter. Er gab die leuchtenden Farben dazu und den wohligen Untergrund für Villazóns Stimme, die mehr mit Kraft überzeugte als mit biegsamer Eleganz oder Schmiegsamkeit. Aber erst, als de Maistre alleine spielte, staunte man, wie leichtfingrig und mühelos gezupft oder vollgriffig rauschend oder zartglitzernd singend seine Harfe klingen kann.
Ein paar Zugaben erjubelten sich die Zuhörer, genauer gesagt, vor allem die Zuhörerinnen, die am Ende sich mit geschwenkten Handyleuchten vom Klassik-Star verabschiedeten.