Und am Ende stirbt meistens der Tenor

von Redaktion

Immling-Festival Gala zum 25-jährigen Bestehen mit Musik von Verdi bis Puccini

Halfing – Ein Vierteljahrhundert Oper an einem idyllischen Ort, wo sich nicht nur Fuchs und Hase, sondern auch Pferd und Alpaka gute Nacht sagen: Das Immling-Festival feiert Jubiläum – und – wie könnte es anders sein – es feiert mit Opernmusik. 300 Opernbegeisterte waren deshalb in der Festspielhalle gekommen.

Beginn mit verregneter „Zauberflöte“

Alles hat, wie Gründer und Intendant Ludwig Baumann bei seiner Begrüßungsrede erzählte, mit einer völlig verregneten „Zauberflöte“ im Freien begonnen. Aus der Not heraus sei man in die Reithalle ausgewichen. Heute, 25 Jahre später, könne er ein ganzes Buch mit Geschichten füllen: große musikalische Erfolge, Lustiges, Tragisches, Berührendes. Viele Hochs aber auch Tiefschläge habe das Festivalteam zusammengeschweißt. Ein harmonisches Zusammenwirken von Musikern aus über 30 Nationen belebe den Geist der Musik. So habe man vieles geschafft und dank großzügiger privater und staatlicher Unterstützung würde man auch Corona überstehen, ist sich Baumann sicher.

Als musikalische Leitung von Anbeginn dabei, feiert auch Dirigentin Cornelia von Kerssenbrock 25-Jähriges: Hand in Hand arbeitete das Ehepaar an seiner Vision, die jährlich etwa 20000 Besucher lockt. Im Laufe der Jahre gelang es von Kerssenbrock ein respektables Festivalorchester aufzubauen, das vom Staatlichen Kammerorchester Tiflis unterstützt, eine stilistisch hoch entwickelte Klangstruktur vorzuweisen hat.

Nicht weniger Lob gebührt dem Festivalchor, dessen Fundament etwa 100 ambitionierte Sänger von München bis Salzburg bildet.

Damit das Publikum von heute auch morgen noch Opernluft schnuppern kann, legt Intendant Baumann großen Wert auf Nachwuchsförderung: Seit seiner Gründung 2014 singt, tanzt und spielt sich der Jugendchor der Akademie Immling bei einigen Musicalproduktionen in die Herzen des Publikums und förderte etliche Talente zutage.

Weil sich Baumann den zwei „Operngöttern“ Giuseppe Verdi und Giacomo Puccini sehr verbunden fühlt, hatte er diesen beiden die Jubiläums-Gala gewidmet: „In ihren Opern geht es um Liebe, Macht, Mord und Eifersucht. Und meistens stirbt am Ende der Tenor“, leitete er zum musikalischen Teil über. Unter dem Dirigat von Cornelia von Kerssenbrock und begleitet von Festivalorchester und -chor, stürmten Yana Kleyn (Sopran), Jeffrey Hartman (Tenor), Sergij Kostov (Tenor), Kate Allen (Mezzosopran), Stefano Meo (Bariton) und Benjamin Bloomfield (Bass) die Bühne. Und weil hier bereits dreizehn Verdi- und neun Puccini-Opern gefeiert wurden, konnte die Gala mit imposanten Fotografien, die auf großer Leinwand zur entsprechenden Arie zu sehen waren, illustriert werden.

Im prächtigen Kostüm besang Yana Kleyn in „Sì. Mi chiamano Mimì“ aus Puccinis „La Bohème“ ihre Liebe zu Rodolfo – anmutig, rührend und in silbrigem Sopranglanz. Stefano Meo (Bariton) und Sergij Kostov (Tenor), beide stimmlich äußerst nuanciert, dazu kraft- und ausdrucksvoll, stritten in „Inaffia l‘ ugola“ aus Verdis „Otello“ um die Beförderung zum Hauptmann. In der Arie „O don fatale“ aus Verdis „Don Carlo“ hinterließ Kate Allen einen mehr als guten Eindruck, begeisterte auf ganzer Linie mit glanzvoll kultiviertem Mezzosopran.

Schlusspunkt mit „Nessun dorma“

In „Nulla … silenzio“, eine Arie aus Puccinis „Il Tabarro“ zeigte Benjamin Bloomfield mit voluminösen und wohltönendem Bass, dass er, von Mordgelüsten getrieben, ein echter Wüterich sein kann. Als klassischer Höhepunkt nach vielen anderen Gesangsnummern, Orchester- und Chorstücken kam zu guter Letzt Puccinis „Nessun dorma“ aus „Turandot“: Zwei kraftvoll strahlende Tenöre (Jeffrey Hartman und Sergij Kostov) brachten die Zuhörer einmal mehr zum Jubeln.

Cornelia von Kerssenbrock trug die Sänger mit sensibler Präzision, schuf eine wunderbare Balance zwischen den Singstimmen und dem Festivalorchester – ein Genuss auch ihr energievoller Körpereinsatz im Dirigat. Drei Zugaben waren Ehrensache. Eine Operngala fürs Poesiealbum. Bravo, bravo!

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