Jähes Ende eines Kabarettabends

von Redaktion

Wegen eines heftigen Unwetters wird der Auftritt von Christine Eixenberger und den „3 Kritischen“ abgebrochen

Bad Aibling – Es hätte eine gelungene Open-Air-Veranstaltung werden können: ein warmer Sommerabend, ein gut gelauntes Publikum und Christine Eixenberger auf der Kurpark-Bühne. Die Schlierseerin startete sofort durch. Sie nahm das marode deutsche Bildungssystem ins Visier, das allerdings schon vor Corona in diesem Zustand gewesen sei.

Dass das Thema „Schule“ für sie als „gelernte Grundschullehrerin“ eine „gmahde Wiesn“ ist, zeigte ihr lebhafter Dialog beim Online-Unterricht. Sie beklagte, dass ein Schüler immer mit geschlossenen Augen vor der Videokamera sitze („große Gefahr von Kurzsichtigkeit so nah am Bildschirm“).

Der Lockdown habe ihr auch privat große Probleme bereitet („zwischen Venus und Virus“) und auch ihre Leberwerte ansteigen lassen. Zuletzt habe sie gegen sich selber „Mensch-ärgere-dich-nicht“ gespielt und sei dabei gleichzeitig Siegerin und Verliererin gewesen („Ich hatte viel Zeit mit mir.“).

Ein weiteres Schwerpunktthema verschlug sie in ein Wellness-Hotel („zur Ent-Spahn-ung“). Im dortigen Ruheraum könne man aber gar keine Ruhe finden, „da gibt es Leute, die können lauter flüstern als andere reden“. Der Ruheraum sei vielmehr ein Platz zum Austausch von Kochrezepten, Kleinstadtgerüchten und politischen Weltanschauungen.

Des Weiteren nahm sie den Ansturm auf die Berge („der Berg ruft – aber nicht mich“) und „Halloween“ („Am Weltspartag am 31. Oktober hat man früher sein Sparschwein zur Schlachtbank gebracht“).

Das beifallsfreudige Publikum wurde aber nicht nur von Eixenberger kabarettistisch unterhalten, sondern im Wechsel auch von ihren musikalischen Mitstreitern „3 Kritische“ (Wolfgang Hierl, Erich Kogler und Tobias Öller). Ins Zentrum ihrer satirisch-peppigen Lieder stellten sie am Beispiel des „Hänsel-und-Gretel“-Hexenhauses übertriebene Bauvorschriften („der Türstock ist zu niedrig, Rauchmelder und Feuerlöscher fehlen“) oder den gnadenlosen Preiskampf („ob bei Textilien, Lebensmitteln oder auf der Reeperbahn“).

Inzwischen zogen über dem Kurpark drohende Gewitterwolken auf, sodass auf eine Pause verzichtet wurde. Der Regen prasselte heftig auf das Zeltdach, Blitz und Donner beherrschten die Szene und als das Musikertrio den Zustand der Bundeswehrgerätschaften besang („Unsere Drohne heißt Simone“), musste Kurdirektor Thomas Jahn schweren Herzens die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen abbrechen. So wurden Christine Eixenberger und die Musiker vom Unwetter verjagt – die Besucher hätten ihnen sicher gerne noch stundenlang zugehört und spendeten am jähen Ende kräftigen Applaus. Johann Baumann

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