Bad Aibling – Dass die Monate des Lockdowns keine künstlerische Auszeit für die Kunstschaffenden waren, sondern eher das Gegenteil, nämlich eine äußerst kreative Phase, zeigt die Ausstellung im alten Feuerwehrgerätehaus in Bad Aibling. 42 Künstler des Vereins haben ihre Arbeiten eingereicht. Als Entstehungsdatum weisen sie alle die vergangenen zwei Jahre auf. Nicht jedes Werk beschäftigt sich mit Corona, aber auf vielen Bildern ist die Pandemie, in welcher Form auch immer, dargestellt. Und manchmal sogar zum Schmunzeln.
Gleich im Eingangsbereich zieht eine Bildinstallation aus vielen kleinen Rahmen die Aufmerksamkeit auf sich: Wolfgang Marquart hat unter dem Titel „Corona-Burnout“ eine große Anzahl kleiner Bildchen in Farbe gezeichnet, auf denen dieses stachelköpfige Ding sein Unwesen treibt.
Cowboy jagt Corona-Virus
Im Bärenkostüm, aber unverkennbar mit Stachelkopf, liegt es flach auf einer Person, ein Cowboy reitet in hohem Tempo hinter einem flüchtenden Virus her und versucht, es mit seiner Pistole zu erschießen. Auch ist es in inniger Umarmung mit einer menschlichen Gestalt zu sehen. Und: zwei Viren spielen miteinander Schach, so als gönnten sie den Menschen und vielleicht auch sich selbst eine Pause. Sabine Koschier malt fotogetreu mit Acryl auf Leinwand einen Indianerhäuptling mit vollem Festtags-Federschmuck. Wie ein Fremdkörper sitzt die Maske im Gesicht, macht den festlichen Eindruck zunichte. So erhält das Wort „brave“ im Bildtitel „Brave New World“ einen neuen Aspekt.
Rupert Dorrer überträgt den Begriff „Auszeit“ ins Bild, indem er neben die auf Leinwand montierte alte Palette eine zerbrochene Uhr malt: Die Zeit ist monatelang stillgestanden. Der von Christine Schönmetzler in Aquarell sensibel festgehaltene alleinstehende Apfelbaum symbolisiert die Einsamkeit vieler Menschen während des Lockdowns.
Ein Quadrat
bleibt leer
Berührend ist die Arbeit von Uta Beckert: Acht Kinder – aus Ton geformt – stehen auf einem Brett, dessen Unterteilung jedem Kind seinen Platz zuweist. Niedergeschlagen verharren sie, die Hände über der Brust gekreuzt, die Gesichter vom Unglück gezeichnet. Ein Quadrat ist leer, ein Kind fehlt. Es bleibt dem Betrachter überlassen, die Geschichte weiterzudenken.
Und noch einmal eine Arbeit, die heiter stimmt. In Pixelart hat Richard Lindl zwölf knallbunte Köpfe dargestellt, deren dicke Nasen alle ins Bild hineinragen. Eines der Fantasie-Gesichter trägt Maske– wie könnte es auch anders sein.