Sonaten für den Frieden

von Redaktion

Simon Steinkühler gräbt erneut fast unbekannte barocke Musik aus

Rosenheim – Simon Steinkühler, der Spezialist für barocke Geigenmusik, findet unermüdlich neue Violin-Sonaten aus dem großen Geigen-Pool der Barockzeit. Jüngst hat er sich gleich vier Mitstreiter gesucht, die zusammen ein kleines veritables Kammerorchester bilden: Eva Maria Röll (Barockvioline), Annalisa Pappano und Sabina Lehrmann (Viola da Gamba), Michael Rupprecht (Barockcello) und Michael Anderl (Orgel). Mit ihnen spielte er Violinsonaten von Georg Muffat, den man kennt, vornehmlich aber von Romanus Weichlein, den man wirklich nicht kennt. Alles unter dem Titel „Virtuose Ensemblemusik des Süddeutschen Barock“ im Rahmen eines „Friedenskonzertes“ in der Rosenheimer Christkönigkirche. Pfarrer Sebastian Heindl philosophierte zusammen mit einer Sprecherin über den Begriff „Friede“.

Die formen- und fantasiereichen Sonaten von Georg Muffat (1653 bis 1704) sind meist siebensätzig und deutlich in den Charakteren der Sätze unterschieden. So folgt zum Beispiel in der Sonata IV in e-Moll auf ein feierliches „Balletto“ ein in Tonkaskaden herabstürzendes und wieder hinaufschießendes „Presto“, vor dem Abschluss-Presto bremst eine ausdrucksstarke „Aria“ den Schlussspurt.

Romanus Weichlein (1652 bis 1706) ist ein in Linz geborener Mönch des Benediktinerklosters Lambach. Seine Sonaten sind meist sehr farbenreich und bewegt, wechseln ständig ohne dezidierte Satzbezeichnungen die Temperamente und Empfindungen und enthalten meist ein Fugato.

Die Musiker erwiesen sich – wieder einmal – als stilistisch perfekte Barockspieler, agierten in vollkommener Einheit und ließen diese barocke Musik aufblühen und sich weiträumig entfalten. Um der Überakustik der Kirche zu begegnen, hätten sie noch markanter die Rhythmik akzentuieren können. Wenn’s angesagt war, rumorte die Bassgruppe mit dem Cello und den Gamben freudig.

Erstaunlich und erfreulich voll war die Christkönigkirche, und die Zuhörer erklatschten sich als Zugabe noch eine Sonate des nur zu bekannten Salzburger Komponisten Heinrich Ignaz Franz Biber. Rainer W. Janka

Artikel 8 von 9