Ein heimatloser Exil-Bayer

von Redaktion

Interview Daniel Christensen ist als „Flötzinger“ ein Star der „Eberhofer-Krimis“

Burghausen/Wasserburg – Schauspieler Daniel Christensen ist nicht nur als „Heizungspfuscher Ignaz Flötzinger“ in den „Eberhofer“-Krimis bekannt. Im Interview spricht er über Heimatlosigkeit, wieso er privat kein Bairisch spricht und warum „Kaiserschmarrndrama“ der beste Film der Reihe ist.

Nach mehrmaligen Verschiebungen konnte die Premiere des neuen Eberhofer-Krimis „Kaiserschmarrndrama“ im Juli endlich stattfinden. Was war das für ein Gefühl?

Die Premiere war unglaublich entspannt, ruhig und geerdet. Alle wirkten so, als seien sie noch nicht recht am Platz – inklusive mir. Es entwickelte sich kein klassischer „Eberhofer“-Hype, was mitunter an der begrenzten Besetzung der Kinosäle lag. Wir wurden in München auf verschiedene Kinos verteilt. Uns umfing Jubel seitens des Publikums. Die Menschen waren froh und haben sich wahnsinnig gefreut, doch es war mehr so eine tiefsitzende Freude, die sich gar nicht in so einer Äußerlichkeit gezeigt hat. Alle wirkten aufgeräumt. Das hat mir persönlich und auch vielen Kollegen wahnsinnig gut getan.

Wie viel „Ignaz Flötzinger“ steckt denn in Daniel Christensen?

Ich bin halber Däne, halber Tscheche und Exil-Bayer. Mein Vater ist Bayer, ich bin da aufgewachsen und des Bairischen natürlich mächtig. Seit meinem 19. Lebensjahr aber lebe ich nicht mehr im Freistaat und spreche privat auch kein Bairisch. Dass der Daniel Christensen überhaupt nichts gemein hat mit dem „Ignaz Flötzinger“ ist gerade für Fans aus dem bayerischen oder österreichischen Kernland oftmals irritierend und schwer nachzuvollziehen. Ich glaube, dass es da auch ein bisschen zu einer Enttäuschung kommt.

Sie sind in Wasserburg am Inn geboren und in Burghausen aufgewachsen. Welche Verbindungen haben Sie noch zu Ihrer oberbayerischen Heimat?

Es gibt einen Landsitz in Oberösterreich mit Blick auf Burghausen, da bin ich sehr oft. Mein Lieblingsort liegt so gesehen in Österreich mit Blick auf die Heimat. Bayern ist die Heimat und gleichzeitig auch nicht, denn die Heimat bin ich. Das ist fast philosophisch und entspricht mir sehr stark, da ich ein Heimatloser bin: 1978 als Sohn einer tschechischen Mutter mit dänischer Geburtsurkunde, spanischem Namen und einem bayerischen Vater in Wasserburg geboren, hatte ich im Grunde genommen nie wirklich eine Heimat. Es gibt einen starken Entwurzlungshintergrund in meiner Familie, verteilt auf ganz Europa. Das ist was Buntes und Schönes, es schwingt aber auch eine gewisse Traurigkeit und Schwere mit. Aber ich find‘s immer lustig, wenn ich auf dem Balkon stehe in Hochburg-Ach an der Salzach, rüber blicke und sage: „Ich bin nicht in der Heimat, ich gucke nur in die Heimat“ – das passt so zu mir.

Und wie hat es Sie nach Kreuzberg verschlagen?

Berlin ist die Heimat der Heimatlosen, mein Bruder ist auch hier. Dass wir diesen Ort gewählt haben, hat sehr viel mit unserer Geschichte zu tun. In Berlin ist es erlaubt, dass du auch ohne Zugehörigkeit dazu gehörst – das geht hier am besten.

Zurück zum „Eberhofer“: Geht es hinter den Kulissen auch so lustig zu?

Es kann zu Arbeit werden und es sind auch anstrengende Stunden dabei, aber es ist meistens unfassbar lustig. Wir haben einen wahnsinnigen Spaß am Set. Der Simon Schwarz sagt, wir sind ein bisschen wie die Nationalmannschaft, die sich immer wieder trifft und zusammen spielt. Ich vergleiche es mit „Asterix und Obelix“, man weiß ganz genau, was passieren wird, es stellt sich nur die Frage wie. Und für den Sebastian Bezzel sind wir wie die „Simpsons“. Es ist alles sehr familiär und wir leben diese Figuren.

Was ist das Besondere am neuen „Kaiserschmarrndrama“?

Er ist der beste Film der Reihe. Meiner Meinung nach die stärksten „Eberhofer“ sind auf Platz eins „Kaiserschmarrndrama“, auf Platz zwei „Grießnockerlaffäre“ und auf Platz drei „Winterkartoffelknödel“. Im „Kaiserschmarrndrama“ wurde das „Eberhofer-Universum“ verkleinert – auf Kosten kleinerer Figuren wie den „Stopfer“ oder den „Buengo“. Der Film konzentriert sich auf die zwölf, 13 Hauptcharaktere, sprich das Dorf – „Asterix und Obelix“ eben. „Kaiserschmarrndrama“ ist richtig gut: Er ist tief, lustig aber nicht vergagt wie beispielsweise „Sauerkrautkoma“ – und er ist sehr traurig.

Steht der nächste „Eberhofer“-Krimi auch schon in den Startlöchern?

Ja, wir beginnen Anfang September mit den Dreharbeiten zu „Guglhupfgeschwader“. Interview: Marina Birkhof

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