Kolbermoor – Der letzte Orgelmittwoch dieser Saison in der Kolbermoorer Kirche Wiederkunft Christi war von französischer Orgelmusik geprägt. Solist war Christian Bischof, der in Bamberg geboren wurde, seine Schulzeit bei den Regensburger Domspatzen verbracht hat und nun Kirchenmusiker der Pfarrei St. Margaret am Harras in München ist. Ganz zeitgemäß las er die Noten von einem Tablet ab.
Das Allegro aus der 6. Orgelsymphonie von Charles Marie Widor (1844 bis 1937) war eine prächtige Eröffnung, vor allem auch mit dem sehr energischen Zugriff des Organisten. Auf die vollgriffigen Anfangsakkorde folgten schnelle Läufe und eine Choralmelodie im Basspedal.
Dynamische
Möglichkeiten
Als Kontrast dazu diente die Bearbeitung der berühmten „Sicilienne“ aus „Pelléas et Mélisande“ von Gabriel Fauré (1845 bis 1924). Bischof nahm sie ziemlich rasch und kostete die der Melodie innewohnende Süße nicht aus, dafür die dynamischen Möglichkeiten und Registerfarben der Orgel.
Religiöser wurde es dann mit zwei Werken, die das „Salve Regina“ verarbeiten: Bischof musste oft den Schweller verwenden bei dem Stück des belgischen Komponisten Guy Weitz (1883 bis 1970). Der umwölkt den Marien-Hymnus mit einer satten Harmonie, die schon aus der Spätromantik herauswächst in die Moderne. Bischof ließ die Musik mit einer teils archaisch, teils orientalisch klingenden Registratur funkeln und glitzern und dann pastos verwischen, bis die Melodie sich in luftige Höhen hebt, wo sie sacht verschwebt.
Bei Jean Langlais (1907 bis 1991) dagegen rauscht das „Salve Regina“ königlich in herb-dissonanten Harmonien dahin, die Melodie triumphiert machtvoll im Bass: Das ist kein Gebet mehr, sondern ein verzweifeltes Flehen, das am Ende fast wie in einen Hilfeschrei kulminiert, was Bischof mit seiner entschlossenen Artikulation noch verstärkte.
Ein Mozartstück als Zugabe beruhigte dann die aufgeputschten Seelen der vielen Zuhörer. Rainer W. JAnka