Bernau – Zwei Meister ihres Fachs spielten beim Musiksommer zwischen Inn und Salzach in der Bernauer Kirche St. Laurentius auf: Orgelvirtuose Johannes Berger und Guido Segers, Solotrompeter bei den Münchner Philharmonikern, sorgten mit einem außergewöhnlichen Programm für Festglanz.
Hohe technische Anforderungen und melodische Schönheit – schon allein der Auftakt mit Giuseppe Tartinis (1692-1770) Konzert in D-Dur für Trompete und Orgel setzte einen ersten fulminanten barocken Glanzpunkt. Mit der Sinfonia aus der Ratswahlkantante BWV 29 von J.S. Bach (1685-1750) ging es barock-virtuos weiter, denn Solist Johannes Berger zauberte auf der 2013 eingeweihten Siegfried-Schmid-Orgel das große Orchester auf der Orgel quasi hinzu.
Von der fröhlich-festlichen Stimmung zum melancholischen Adagio: Tomaso Albinonis (1671-1751) Adagio in g-Moll geriet beseelt. Mit dem zart gespielten hohen Abschlusston der Trompete wirkte es schon beinahe himmlisch-entrückt.
Gewagt dann der Sprung vom Barock zur Moderne: Marcel Dupres (1886-1971) Cortege et Litanie für Orgel gemahnte an Kirchenmusik, verhalten, meditativ, repetierend und doch majestätisch. Georges Delerues (1925-1992) Kantate für Orgel und Trompete setzte den Lobgesang fort: Schlichte Melodien, pompös durchkomponiert für strahlende Trompete und gleichwohl delikat-schlanke, kammermusikalische Orgel-Begleitung. Naji Hakims „Arabesques“ ¨– 2011 Pflichtstück im ARD-Wettbewerb Orgel 2011 und seither gefragtes Konzertstück für Organisten – war ein erster Höhepunkt des Konzerts. Die Mischung aus Gesang und Tanz, aus Harmonien, Rhythmus und freudvollem Duktus setzte Berger an der Orgel perfekt um. Melancholisch-tröstend, weich und elegisch geriet das „Pie Jesu“ von Gabriel Fauré (1845-1924) für Trompete und Orgel, ehe zum festlichen Abschluss das Allegro maestoso von John Stanley (1685-1759) zum Erklingen kam. Das war Barock vom Feinsten.
Trompete und Orgel sorgten für Festglanz und ein himmlisch-musikalisches Feuerwerk von der Empore. Die Übertragung per Kamera (Tassilo Baumer) auf eine Leinwand im Altarraum zeigte die „Arbeit“ des Organisten – schon allein, wie Berger virtuos über die Manuale rauschte und wogte, war atemberaubend.
Auch die Harmonie im Zusammenspiel mit Segers, der mit elegantem, schlankem, flexiblem Ton überzeugte, war schön zu beobachten. Man konnte aber auch ganz einfach die Augen schließen und sich der Macht und dem Festglanz der Klänge hingeben. Elisabeth Kirchner