Wasserburg – Ein breites Spektrum an zeitgenössischer Kunst bietet derzeit die „Große Kunstausstellung“ des Arbeitskreises 68 (AK68). Kunstschaffende aus ganz Deutschland zeigen dort noch bis Ende August ihre Arbeiten.
Die Fahnen mit dem AK68-Logo und eine raumfüllende Metall-Plastik vor dem Rathaus kündigen es an: In Wasserburg ist wieder „Große Kunstausstellung“. Pandemiebedingt gelten wie im Vorjahr besondere Hygienevorschriften: keine Vernissage, stattdessen Maskenpflicht und Abstandsregeln. Aber deshalb ist die 54. Jahresausstellung der Wasserburger Künstlergemeinschaft nicht weniger attraktiv. Vielmehr zeichnen sich die ausgewählten Arbeiten durch Qualität und Vielfalt aus.
Gleich drei Außenskulpturen laden in diesem Jahr als Blickfang ein zum Ausstellungsbesuch. Vor dem Ganserhaus steht mit dem Titel „15/6-25“ eine dreieinhalb Meter hohe und dennoch filigrane Stahlskulptur von Peter Reich.
Peter Passens aufsehenerregende und kontrovers diskutierte Wellblech-Plastik „Caterpillar“, einem Panzer nicht unähnlich, macht auf die Arbeiten im Rathaus aufmerksam. Passend vor Frauenkirche wiederum steht das sakral anmutende Muschelkalk-Monument „Im Wandel“ des Bildhauers Dominik Schleicher.
185 Einreichungen insgesamt hatte die Jury mit Fritz Armbruster, Marco Bruckner, Dominic Hausmann, Paul Mooney und Stefania Peter zu bewerten. 171 Arbeiten von 94 Künstlerinnen und Künstlern kamen letztendlich in die Ausstellung. Die Juroren haben gute Arbeit geleistet. Malereien, Zeichnungen und Fotokunst sind ebenso stimmig gehängt wie Video-, Objekt- und Installationskunst platziert sind.
„Farbsprünge“, eine abstrakte Bildkomposition in Öl, Acryl und Tusche von Helga Reichle aus Immenstaad am Bodensee fasziniert durch ihre anregende Farbigkeit und prägnante Oberflächenstruktur. Pop-Art-Elemente mit psychedelischen Anklängen lassen sich im Acrylbild „Schwankungsleben“ von Veronika Spleiss aus Passau entdecken. Vordergründig bilden die gesichtslosen Körper ein wahres Figurenchaos. Bei genauer Betrachtung ergibt sich ein sehr lebendiges, abstraktes Wimmelbild, das die Geschichte vom Auf und Ab des Lebens erzählt. Zum Nachdenken regt auch die Bilderserie „Das Alter“ von Walter Tafelmeier an. Der Ottobrunner Künstler thematisiert in fünf unterschiedlichen Studien den altersbedingten Wandel eines Menschen innerhalb von fünf Jahren. Tafelmeier, Jahrgang 1935, hat dazu eine ungewöhnliche Mischtechnik aus Bleistift und Schokolade verwendet. Im Bereich Objektkunst setzen wundersame Maschinen ironische Akzente. H. G. Wells, Science-Fiction-Pionier und Autor des Romans „Die Zeitmaschine“ wäre von den geheimnisvollen Lichtobjekten aus der Künstler-Werkstatt von Stefan Stock begeistert gewesen. Im Kontrast stehend zu den Renaissance-Malereien im kleinen Rathaussaal kommen die Arbeiten besonders zur Geltung. Andreas Fischers netter Roboter „Robi“ erweist sich als fröhliche Hommage an „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“, ein Kinderbuch des Sylter Schriftstellers Boy Lornsen (1922-1995).
Erstklassig vertreten in der Ausstellung ist auch die Fotokunst. Die 19 Arbeiten umspannen ein großes Spektrum zwischen neorealistischen Ablichtungen wie „flor de sal“ von Heino Sator mit bis hin zu Martin Weiands Bilderserie „Atlantik“, die das Tosen der Brandung zeigt.
Der mit 1000 Euro dotierte Preis für Junge Kunst geht 2021 an die Rosenheimer Künstlerin und Kunstpädagogin Katharina Beyer, die mit ihren Bilderserien „Unter Palmen“ und „Sperrstunde“, gezeichnet mit Buntstift und Pastellkreide, die Jury überzeugen konnte.