Wasserburg – Dem Wort und seiner Bedeutungsvielfalt ist die gleichnamige Ausstellung von Rainer Devens in Gut Straß gewidmet. Der Wasserburger Künstler hat die kleinste Spracheinheit in Form und Farbe transformiert und damit eine ganze Serie meist heiterer, ironischer und manchmal auch nachdenklicher Bilder gemalt.
Stimmige
Farbkombination
Ob nun wie in der Bibel am Anfang der Schöpfung das Wort oder wie bei Goethes Faust die Tat gestanden hat, ist sicher eine Glaubensfrage. In der neuen Ausstellung „Worte“ von Rainer Devens jedenfalls steht das Wort im Mittelpunkt. Es ist ohne jeden Zweifel der Hauptdarsteller in dieser Ausstellung.
Als Buchstaben und als die daraus ableitbaren Begrifflichkeiten und Bedeutungen sind Worte konsequent vom Anfang bis zum Ende in allen Arbeiten vertreten. Devens sucht die Synthese zwischen Wort und Bild und lässt Worte in seinen Gemälden zu Bildern werden. Bildassoziationen dienen ihm als Erklärungsprinzip, ein kulturgeschichtliches Phänomen, das bereits in den steinzeitlichen Höhlenmalereien anzutreffen ist.
Rainer Devens verbildlicht vorwiegend abstrakte Begriffe wie Macht und Einfluss, Kommunikation, Kultur und auch Vergnügen als Motive in seinen Bildern. Auch diverse Adjektive, unter anderem „wortreich“ oder „wortgewaltig“, hat der Künstler mit Acrylfarbe und Leinwand in einem Gemälde illustriert. Edel und feierlich präsentiert sich sein zweiteiliges Bild „Laudatio“. Für die in einer Lobrede enthaltenen Worte hat der Künstler eine stimmige Farbkombination gewählt.
Seine Arbeit „Wortgebäude“, ebenfalls ein Diptychon, jeweils mit einem Treppengiebel und mit einem Kuppeldom, symbolisiert die weltliche und die geistige Macht. In den Silhouetten der Gebäude lassen sich Assoziationen zu Staat und Kirche entdecken. Einige der Arbeiten sind monochrom gestaltet. Andere wiederum beeindrucken durch ihre harmonisch angelegte Farbigkeit, wie die Bilder „Theater“ und „Kathedrale“.
Beides sind Orte, an denen Worte zu einer besonderen Bedeutung gelangen. Devens verweist aber auch auf eine mögliche ferne Zukunft, in der Worte vielleicht einmal bedeutungslos werden können. Dazu stellt er bildlich wie philosophisch die Frage, ob mit dem Untergang der Worte auch die Menschheit untergehen wird.
Bildzyklus
„Menschengesicht“
Rainer Devens, Jahrgang 1938, stammt ursprünglich aus Breslau. Nach Kriegsende kam er nach Wasserburg. Als Autodidakt malt Devens sein halbes Leben lang. Seine Galerie und Atelier befinden sich im historischen Gutshof zu Straß.
Untrennbar mit seinem Werk verbunden sind die bemerkenswerten, narrativen Ansichten der Wasserburger Häuser und sein Bilderzyklus „Ein Menschengesicht“ in der restaurierten Kapelle des Gut Straß, der die 14 Kreuzwegstationen von Jesus Christus zeigt.