Blitzlicht auf jüdisches Leben

von Redaktion

Fotoausstellung „Schalom“ im Traunsteiner Heimathaus läuft bis Mitte Oktober

Traunstein – Zum Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Traunstein“ zeigt das Heimathaus Traunstein, Stadtmuseum, die Leihausstellung „Schalom – Drei Fotografen sehen Deutschland“ der „Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Veranstaltet wird die Schau gemeinsam von der Volkshochschule und dem Heimathaus Traunstein.

Spuren jüdischen
Lebens in Traunstein

Gezeigt werden in hervorragenden Fotografien Momentaufnahmen, die der Frage nachgehen, wie selbstverständlich jüdisches Leben in Deutschland heute ist – 70 Jahre nach dem Holocaust. Die drei Fotografen Holger Biermann, Rafael Herlich und Benyamin Reich zeigen zum Beispiel Kinder in einer Talmudschule, eine Rabbinerfamilie mit ihrem Neugeborenen, einen jüdischen Kantor beim Fußballspielen, eine jüdische Hochzeit, aber auch antisemitische Schmierereien an einer Hauswand. Die Fotos stammen aus den Jahren 2000 bis 2015 und werfen Schlaglichter auf die heutige Lebenswirklichkeit von Juden in Deutschland.

Nachgespürt wird in der Ausstellung auch den Spuren jüdischer Menschen in Traunstein. Dr. Eminger wies auf einen eindrucksvollen Eintrag im Besucherbuch des Heimathauses von 2018, gezeigt in der Vitrine im hinteren Bereich. Von Kalifornien aus nach Traunstein machte sich Bruce Neuburger auf Spurensuche nach der einst in Traunstein lebenden Jüdin Klara Holzer. Diese hatte ihm nach ihrer Emigration aus Deutschland in ihre neue Heimat Kalifornien über ihr Leben in Traunstein vor 1938 erzählt. Der Eintrag ist auch deshalb so bewegend, unterstreicht er doch, wie stark die Vergangenheit bis heute in die Gegenwart hineinwirkt.

Altoberbürgermeister Fritz Stahl, Vorsitzender der vhs, erinnerte an die Aktionen der „Israel-Tage“ 2001 und 2002, damals organisiert von dem Traunsteiner Lokalreporter Andreas Wittenzellner, die mit der Aktion „Hain Traunstein“ im Wald Deutscher Länder in Beer Shiva ihren Höhepunkt hatten.

Um klarzustellen, dass es bei der Präsentation nicht um den Staat Israel gehe, sondern um das jüdische Leben in Deutschland, erinnerte der Altoberbürgermeister an eine Begebenheit um die Jahrhundertwende in Traunstein: Marco Feingold, Präsident der israelitischen Kultusgemeinde von Salzburg, hielt in Surtal eine Rede anlässlich einer Gedenkfeier und wurde von einem Gast gefragt, was er denn als Jude von der Politik Israels halte. Feingold sagte als ersten Satz „ich bin ein Österreicher jüdischen Glaubens, kein Bürger Israels“, dann erst habe er Stellung genommen, so Stahl. Zum jüdischen Leben in Traunstein sagte er weiter, dass die Kaufmannsfamilie Barasch und die Viehhändlerfamilie Holzner oftmals in historischen Schriftstücken erwähnt würden. Eine jüdische Glaubensgemeinschaft sei nicht bekannt, sagte Stahl. Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer, der als jüngerer Jahrgang persönlich weniger vom Antisemitismus mitbekam, erzählte von seinem Besuch eines jüdischen Gemeindezentrums in München vor einigen Jahren, der ihm sehr zu denken gegeben habe. In der angegliederten Schule des Gemeindezentrums sei in jedem Gang und an jeder Treppe ein schwer bewaffneter Wachmann gestanden – damals sei ihm klar geworden, wie sehr jüdisches Leben in Deutschland bis heute gefährdet sei.

Die Würde ist
unantastbar

Nach dem Zweiten Weltkrieg habe der deutsche Staat die „Würde des Menschen im Grundgesetz einzementiert“, so Hümmer, was dringend notwendig war. Den Grundgedanken der Unantastbarkeit der Würde des Menschen habe man aber gerade den Juden zu verdanken, so der Oberbürgermeister. Denn das Grundgerüst des Staates hänge mit dem Judentum zusammen. Daher ergebe sich auch die Verpflichtung, dem Judentum im Bewusstsein der Bürger breiten Raum zu geben.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung „Schalom. Drei Fotografen sehen Deutschland“ zum Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ist bis Sonntag, 10. Oktober, im Stadtmuseum Traunstein täglich außer montags von 10 bis 15 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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