Warum Großbrunn doch eher Goßbrunn heißen sollte

von Redaktion

Der Ortsname Großbrunn könnte die Vorstellung erwecken, es handle sich um ein mehr oder weniger großes Dorf, das an einem Gewässer liegt. Vielleicht nicht ganz so groß wie Ottobrunn aus dem Landkreis München, aber vergleichbar mit Breitbrunn am Chiemsee.

Das Gegenteil ist der Fall: Großbrunn besteht nur aus zwei Bauernhäusern und ein paar Einfamilienhäusern. Es liegt idyllisch an einer kleinen Anhöhe in der Gemeinde Albaching. Die Zufahrtsstraße erweckt Erinnerungen an die Straßen und Wege der 1960er-Jahre, die oftmals noch nicht geteert waren. Ein nahes „Kleinbrunn“ gibt es nicht. Wie ist demnach das Bestimmungswort „groß“ zu erklären?

Am Grundwort gibt es nichts zu deuteln. Althochdeutsch brunno, prunno und mittelhochdeutsch brunnen bedeuten „Quelle und künstlicher Brunnen“, wie es bei Bartholomäus Eberl („Die bayerischen Ortsnamen“) heißt. Und Maria Vital, die Gesslin vom (derzeit nicht mehr bewirtschafteten) Bauernhof „Beim Gessl“, berichtet von gleich vier Brunnen im Bereich von Großbrunn. Aber: „Oan hamma eigfejd“! Sie erzählt von einem Ereignis, bei dem beinahe ein Unfall mit ihren Kindern passiert wäre; darum wurde einer der Brunnen „eingefüllt“. Gegenwärtig existiert noch ein letzter Brunnen. Bleibt aber immer noch die Frage: Warum Groß-Brunn?

Manfred Schaulies, der ehrenamtliche Archivar des Historischen Vereins Bad Aibling, stieß im Rahmen der Familienforschung seiner Ehefrau auf die Bewohner des Nachbarhofes der Gessl-Familie. Dieser trägt den Namen „Beim Krieger“. Versiert, wie er ist, fand der Archivar im „Historischen Atlas von Bayern, Landgericht Haag/Obb.“, unter der Rubrik „Großbrunn“ den Beleg „Gosprun“. Manfred Schaulies schätzt, diese Schreibung stamme aus den Jahren 1752 bis 1758.

Auf die Frage, ob in Großbrunn ein Gosprun bekannt sei, entgegnet die Gesslin, der Ort heiße „Groußbrunn“, mit der Betonung des Grundwortes -brunn.

Und der Hausname „Gessl“? Auch hier gibt die Maria bereitwillig Auskunft: „Vielleicht von ara kloana Gassn?“ Aber da kommt ihr die Auskunft ihres Ehemannes Peter, der inzwischen interessiert am Gespräch teilgenommen hat, dazwischen: „Naa‘, do war koa Gassn ned!“

Es sieht so aus, als könnten wir hier eine Lösung für beide Fragestellungen anbieten. Ein Großbrunn existiert nämlich unseren Forschungen nach mindestens bis 1831 nicht! Im Nachschlagewerk „Topographisch-statistisches Lexikon vom Königreiche Bayern“ der Autoren Joseph Anton Eisenmann und Carl Friedrich Hohn heißt Großbrunn, ähnlich wie 1752, Gosbrunn. Dabei steht, dies sei ein Weiler des Landgerichts Wasserburg und der Pfarrei Albaching mit zwei Häusern und 16 Einwohnern.

Die Schreibung Großbrunn finden wir erstmalig im Lexikon „Geographisch-statistisches Orts- und Post-Lexicon“ von Eugen Hartmann aus dem Jahre 1864. Somit liegt wohl ein Fall von Eindeutung des nicht mehr verstandenen Namens „Gosbrunn“ vor!

Und „Gessl“? Das halten wir für eine Verkleinerung von „Gos“ über ein „Gössl“. „Gos“ ist ein Wasserwort und kann mit dem indogermanischen Verb jes-a zusammenhängen, das „sieden, gären“ bedeutet und die in „G(r)oßbrunn“ vorhandenen Süßwasserquellen bezeichnen kann. Wir bleiben dran! Armin Höfer

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