Grandioses Bekenntnis für das Leben

von Redaktion

Das Aris Quartett und Klarinettist Clemens Trautmann im Augustiner Chorherrenstift

Chiemsee – Das Streichquartett, das Felix Mendelssohn Bartholdy nach dem plötzlichen Tod seiner Schwester Fanny Hensel komponiert hatte, spielte das Aris Quartett bei der Sonntagsmatinee im seit Wochen ausverkauften Bibliothekssaal des Augustiner Chorherrenstifts auf der Herreninsel.

Bei strahlendem Herbstwetter geriet dieses todtraurige Werk, das Mendelssohn-Bartholdy nur wenige Monate vor seinem eigenen Tod schrieb, dennoch zu einem grandiosen Bekenntniswerk für das Leben. Wütend, furios wie ein Aufschrei kommt der erste Satz das Allegro vivace assai-Presto Mendelssohn-Bartholdys Streichquartett daher, ein fast weinendes, sanftes Adagio, bei dem der Wechsel von f-Moll in As-Dur fast noch trauriger wirkt als vorher die Moll-Tonart und schließlich ein rasendes Finale, Allegro molto, bei dem das großartige Aris Quartett fast wie ein ganzes Orchester klang.

Das renommierte Quartett wurde 2009 gegründet. Bald spielten sich Anna Katharina Wildermuth und Noemi Zipperling (beide Violine), Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber (Violoncello) auf die großen Bühnen der Welt.

Nach kurzer Pause folgte das Klarinettenquintett in h-Moll, opus 115 von Johannes Brahms, das als Spätwerk des Komponisten gilt. Obwohl Brahms schon einige Zeit vorher aufhören wollte zu komponieren, war der Anlass für sein berühmtes Klarinettenquintett, dass er den genialen Klarinettisten Richard Mühlfeld kennenlernte, für den er das Werk schließlich schrieb.

Als großartiger Klarinettist brillierte Dr. Clemens Trautmann, Jahrgang 1977, der als Jurist Chef der Deutschen Grammophon GmbH in Berlin ist, verantwortlich für kaufmännisch-strategischen wie auch die künstlerischen Belange. Er studierte Klarinette an der Musikhochschule Lübeck und der Juillard School New York und gewann als Solist und Kammermusiker zahlreiche Preise.

Das Quintett ist sehr dicht komponiert. Bei den wellenförmigen Terzen und Synkopen ist gleichsam alles mit allem verwoben. Das Adagio ist ein formal ganz einfacher dreiteiliger Liedsatz, desse Teile aber untereinander und mit dem Werkmotto variativ verknüpft sind. Dabei führt die Klarinette so, dass sie ihre extremen Möglichkeiten voll ausspielen kann – zarte Liedstimme, aber auch virtuose Beweglichkeit.

Beim vierten Satz con moto, der sich aus dem dritten Satz entwickelt, erklingt am Schluss die fallende Quinte wie ein Amen. Trautmann und das Aris Quartett spielen deutlich hör- und sichtbar häufig zusammen und sind ideal aufeinander eingestimmt. Auch zum Dank für den nicht enden wollenden Applaus spielten die fünf Musiker den langsamen Satz aus Mozarts berühmtem Klarinettenkonzert – ein berauschend schöner Abschluss. Christiane Giesen

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