Ein irdisches Vergnügen mit Musik

von Redaktion

Inntaler Klangräume mit Gesang und Akkordeon in Pfaffenhofen

Schechen – Der deutsche Dichter Barthold Heinrich Brockes hat von 1721 bis 1748 zahlreiche Gedichte geschrieben und unter dem Titel „Irdisches Vergnügen in Gott“ in neun Bänden mit insgesamt mehr als 5500 Seiten zusammengefasst. Sie sind voller Glücksgefühle über die vernünftige Wunderwelt dieser Erde und preisen damit auch den Schöpfer dieser Erde. Neun Gedichte daraus hat Georg Friedrich Händel ausgesucht und vertont, in deutscher Sprache und ohne opernhafte Koloraturen und Trillerketten, sondern in anmutiger Melodik. Sie standen im Zentrum des zweiten Konzertes der von Andreas Legath konzipierten „Inntaler Klangräume“ in der barocken Pfarrkirche St. Laurentius in Pfaffenhofen.

Priska Eser widmete sich diesen deutschen Arien mit großem Ernst und großer Sorgfalt, geriet ins jauchzende Jubeln, wo es geboten war, und wurde lyrisch fließend, wenn es thematisch ruhiger war. Die Arien besingen ja Blumen, Bäume, Feld und Büsche und am Ende die flammende Rose.

Am schönsten war die Arie, die die „süße Stille“ als „sanfte Quelle ruhiger Gelassenheit“ beschwört: Die Melodik wird selber stiller, ruht wiegend in sich selbst, das Wort „ewig“ hat Händel langgezogen auskomponiert. Auch die Stimme der Sopranistin wurde inniger und süßer, dazu hörte man hier genauer, wie die Geige (Dorothe Keller-Sirotek) akkompagniert und kommentiert oder die Singmelodie variierend wiederholt, grundiert von der Orgel, sonst auch vom Cembalo (Kaori Mune-Maier), und vom sehr zurückhaltenden Cello (Susanne Ehm). Bei der Rühmung der flammenden Rose entflammte die Stimme von Priska Eser wieder: ein durchaus irdisches Vergnügen, das die Musiker hier boten.

Noch irdischer wurde es mit dem anderen Komponisten, der das Konzert prägte: Orgelmusik von Johann Jakob Froberger. Sogenannte „Fantasien“, die aber nicht fantastisch, sondern streng kontrapunktische Variationen eines Themas sind. Ganz überraschend spielte Hans Maier diese Orgelmusik nicht auf der Orgel, sondern mit einem Akkordeon. Was zunächst verblüffte, dann staunen machte, wie Maier es schaffte, auf diesem sehr irdischen Instrument jeder Stimme eine eigene Klangfarbe zu verleihen, wie er die themagebende Bassstimme mit den Knöpfen des Akkordeons spielte, wie er den Fantasien spannungsvolle Dynamik beibrachte und Steigerungen der kontrapunktischen Komplexität hörbar machte. Strenge barocke Kontrapunktik gegen empfindsame Melodik – ein Programm, das in seinem reizvollen Gegensatz durchaus irdisches Vergnügen an der Musik machte.

Rainer W. Janka

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