„Boarischer Hiasl“ und andere bayerische Helden

von Redaktion

Volksmusikpflege Protestlieder beim Moritatensingen am morgigen Samstag in Wasserburg

In der Corona-Zeit gibt es oft ganz kurzfristig Veranstaltungen – wenn die Corona-Vorsichtsmaßnahmen es erlauben. Und so können die oberbayerischen Moritatensänger auch am morgigen Samstag, durch Vermittlung von Claudia Geiger in Wasserburg die Passanten zum Zuhören und Mitsingen einladen. Von 11 bis 13 Uhr steht die große Bildertafel mit den Abbildungen zu den Liedern am Platz hinter der Frauenkirche, bei Regen unter den Arkaden beim Heimatmuseum. Der Bezirk Oberbayern hat dankenswerterweise kleine Liederheftchen mit Balladen, Moritaten und gesungenen Geschichten kostenlos für diese Aktion der Volksmusikpflege des Landkreises Rosenheim und des Fördervereins für das Volksmusikarchiv zur Verfügung gestellt.

Wie die Bänkelsänger vergangener Jahrhunderte ziehen die oberbayerischen Moritatensänger von Ort zu Ort und laden zum Verweilen und Mitmachen ein. Zuletzt kamen in der Rosenheimer Fußgängerzone Hunderte von Passanten in diesen freudigen Genuss zum Selber-Mitsingen: „Natürlich Selber-Singen“ heißt die Aktion, mit der wir Menschen jeden Alters und jeden Standes zum ungezwungenen und unperfekten Singen anregen wollen.

Die Bänkelsänger und fahrenden Musikanten früherer Generationen waren bei der Obrigkeit nicht sehr angesehen – und doch waren sie bei den einfachen Leuten beliebt.

Die von den fahrenden Sängern verbreiteten Liederhefte und Liedflugblätter waren Grundlagen für das Singrepertoire ganzer Generationen. Besonders hatten es den Menschen die Lieder über Räuber und bayerische Helden angetan. Die Bilder zu den Liedern prägten sich ins Gedächtnis ein – quasi als Vorläufer der Comics oder mancher Fernsehserien. Interessant ist es, beim Singen die Kinder zu beobachten, die oft ganz gefesselt den Liedern zuhören – erstaunt, dass Mama und Papa, Opa und Oma mitsingen – fasziniert von den Bildern auf der Moritatentafel.

Und so wollen wir neben Moritaten und Ereignisledern morgen in Wasserburg auch Lieder von bayerischen Helden und Protestierern früherer Generationen singen, die sich etwas getraut haben, wie beispielsweise vom „Wirtssepperl von Garching“, vom „armen Dorfschulmeisterlein“, oder von der „Markgräfin“, die einen jungen Soldaten verführt und ihrem edlen Ehemann Hörner aufgesetzt hat. Besonders gern verlangt wird auch das „Zuchthauslied“, mit dem schon der Kiem Pauli oder der Kraudn Sepp ihre Zuhörer erfreut hatten: „Freinderl, kennst Du das Haus, drunt am Paradeplatz, wo so manches Maderl seinen Schatz drin hat.“

Fehlen darf nicht der Klassiker unter den bayerischen Helden: In Ich-Form wird der „Boarische Hiasl“ besungen, der legendär die „Kleinen Leute“ beschützt haben soll gegen Auswüchse des adeligen Lebens um 1770, als sich schon in Frankreich die Revolution gegen Adel und Königshaus ankündigte.

Die beigegebene Bildertafel hat zeitgenössische Figuren verarbeitet und illustriert den „Hiasl“, wenn es im Lied heißt: „Es gibt koa schöners Leben, wia i führ auf da Welt, die Bauern gebn mir z´ Essen, die Bauern geb´n mir Geld. Ich schütze ihre Felder mit meine tapfern Leit, und wo i hinkomm schrein sie: Da Hiasl unser Freind!“

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