Die Ortschaft Abel im US-Bundesstaat Alabama ist dank Internet fast leichter auffindbar als die Einöde Abel, die seit der Gebietsreform von 1978 ein Stadtteil Bad Aiblings ist. Unser Abel war im Internet nur ganz schwer zu finden, im Navigationssystem gar nicht. Das Internet verwies auf eine Straße namens Abel in der Nähe von Heinrichsdorf.
Also auf nach „Hoanaschdorf“, über welches im Jahr 2000 für die 58. Folge dieser Serie das dort wohnhafte Ehepaar Staber so freundlich und präzise informiert hatte.
War es Zufall oder nicht? Im selben Augenblick, als Heinrichsdorf erreicht wurde, kam uns Konrad Staber entgegen und wies dem Fragesteller den Weg „auf Awe“ umi. Als Zwischenstation nannte er die Ortschaft Mainz, wobei er anfügte: „Wie es singt und lacht“ – in Anspielung an eine Fernsehsendung zur Faschingszeit – und sprach dieses Mainz aber nicht als „Mänz“, sondern auf guad Boarisch als „Moanz“ aus.
Westlich von Mainz führt die Straße nach Weg, Westen und Abel. Aber einzig für das Dorf Westen findet sich im weiteren Verlauf der Straße ein Hinweisschild. Dort leistet der Bauer der Einöde Westen, der Westner, Hilfestellung, um Abel zu finden. Sein Hausname „Beim Westner“ ist übrigens bereits 1752 im Kastenamt Aibling belegt.
Am Ende der vom Westner gewiesenen Straße befindet sich tatsächlich die Einöde Abel, wie es der dort lebende Landwirt Michael Holzmaier freundlich bestätigt. Befragt nach der Herkunft des Hausnamens, gibt er gleich zwei wichtige Auskünfte.
Die Aussprache des Namens lautet „Awe“, „Aawe“, mit einem deutlich hörbaren hellen A, vergleichbar mit dem A in Aßling oder Grafing. Mit dieser Auskunft kommt es aber zu einem Gegensatz mit der Art und Weise, wie der Landwirt Hans Wernberger aus dem Inntal Abel ausspricht, nämlich mit dunklem A, so wie in Gabel als „Gowi“. Wer hat recht? Der Einheimische oder der Auswärtige?
Vielleicht gibt die Namensherkunft hierzu einige Aufschlüsse. Pfarrer Joseph Grassinger hat in seinem Biachi „Geschichte der Pfarrei Berbling bei Aibling“ aus dem Jahre 1858 Folgendes zu Abel geschrieben: „Die übrigen zur Pfarrei [Berbling] gehörigen Orte sind:
1) Die Einöd zum Aberl (Abraham) genannt, ¼ Stunde von der Pfarrkirche entfernt in der Landgemeinde Dettendorf mit ca. 5 Einwohnern“. Grassinger beruft sich hier auf eine Beschreibung des Bistums Freising von 1820. Aber wer hat nun die richtige Aussprache? Wenn „Aberl“ tatsächlich die Verkleinerungsform von Abraham ist, stimmt das helle A, so wie bei „Wasserl“ oder „Zamperl“; bei „Abraham“ wird das A jedoch normal (dunkel) artikuliert.
Bleibt noch das Problem der Schreibung. Michael Holzmaier macht auf einen Fehler beim Hinweisschild in Mainz aufmerksam: Dort heißt es „Abl“ statt „Abel“. Ein Auftrag also an die Stadtverwaltung Bad Aibling: Ausbessern! Oder sollten wir gleich die Schreibung „Aberl“ von 1820 wiederherstellen? Armin Höfer