Wasserburg – Ein Feuerwerk der Unterhaltung bot die Inszenierung „Johan vom Po entdeckt Amerika“ am Theater Wasserburg. Regie und Schauspiel holten aus dem ohnehin schon tollen Ein-Personen-Stück von Dario Fo das Beste heraus und zeigten eine intelligente Komödie voller geglückter Einfälle.
Jenseits der Geschichtsbücher
Dario Fo (1926 bis 2016) skizzierte die Welt satirisch und mit klugem Witz. Der Autor, Maler, Regisseur und Literaturnobelpreisträger karikierte in seinen Bühnenstücken die Absurdität menschlicher Verhaltensweisen, ohne dabei wie ein Moralapostel zu wirken. „Johan vom Po entdeckt Amerika“ schildert flott und frivol die Eroberung der Neuen Welt aus einer Perspektive fernab der Geschichtsbücher, dafür aber umso unterhaltsamer.
Unfreiwillig und durch Zufall verschlägt es den Titelhelden auf den noch unentdeckten Kontinent. Nachdem seine Geliebte im Zuge der Inquisition auf dem Scheiterhaufen gelandet ist, versucht Johan, dem gleichen Schicksal zu entrinnen. Über Venedig flieht der Bauernbursche aus der Po-Ebene nach Sevilla. Dort heuert er auf einem der Schiffe von Christoph Kolumbus an, die gerade für eine weitere Entdeckungsreise in See stechen. So entdeckt Johan an der Seite des berühmten Seefahrers Amerika. Er fällt in die Hände von Kannibalen. Aber durch ein zufälliges Naturphänomen wird Johan für die sogenannten Wilden zu einem Gott und der Kochtopf bleibt ihm erspart.
Regisseur Uwe Bertram hat seinen Johan vom Po, gespielt von Hilmar Henjes, in ein zeitgenössisches Ambiente gepackt. Auf der Bühne dominierten Camping-Accessoires. Zwischen Klappstuhl und Kühltasche, Ghettoblaster und Elektrogrill agierte ein charmant-witziger Konquistador im Proleten-Outfit.
Johan vom Po gab im Jogginganzug mit Feinripp-Unterhemd und zentimeterdicker Goldkette seine Lebensgeschichte bei mehreren Halben Bier zum Besten. Er grillte Würstchen oder kämpfte mit der Hängematte und erzählte dazu seine Erlebnisse mit Eroberern und Eingeborenen. Er philosophierte mit den Lebensweisheiten eines klugen Narren. So missionierte Johan vom Po die „Wilden“ mit seiner Interpretation des Neuen Testaments. Allerdings hielt er sich zu derem besseren Verständnis nicht immer so ganz genau an die Evangelien. Auch in der christlichen Moral vertrat er seine eigene Auslegung. So war in seiner Hängematte durchaus Platz für drei. „Stell dir vor, sich lieben, dafür haben die Wilden zehn verschiedene Wörter und 30 Arten es zu tun“, gestikulierte Johan wild erregt mit seiner Grillzange.
Hilmar Henjes zog alle Register einer ohnehin schon brillanten Erzählkunst. So hielt sich die Spannung dann auch bis zum Schluss. Zwei Stunden Monolog ohne eine Sekunde Langeweile ist wahrhaftig eine Kunst. Das Publikum lauschte den haarsträubenden Erlebnissen des Überlebenskünstlers – und an Deftigkeit und Deutlichkeit wurde keineswegs gespart.
Ernste Themen
klug verpackt
Trotz der Kalauer und Slapstick-Einlagen erwies sich „Johan vom Po“ als eines der unterhaltsamsten Stücke, die zur Entdeckung Amerikas je geschrieben wurden. Zudem zeigte es die Sicht des kleinen Mannes auf die großen Ereignisse der Weltgeschichte, wenn Glaube und Religion als vermeintlich edle Motive für Macht und Ausbeutung herhalten müssen. Aber auch die Folgen eines frühen Kolonialismus und Imperialismus wurden thematisiert. Das machte das Stück ebenso lehrreich wie unterhaltsam.