Musik für einen erstochenen Engel

von Redaktion

Kammerkonzert mit zwei Saxofonen und einem Flügel in Schloss Hartmannsberg

Bad Endorf – Ein Saxofon in der klassischen Kammermusik ist ja schon ungewöhnlich, zwei Saxofone sind außergewöhnlich, die Besetzung des „Trio Étoiles“ – mit noch einem Klavier dazu – ist in Deutschland einzigartig.

Drei Musiker auf insgesamt fünf Instrumenten, davon alleine vier verschiedenartige Saxofone, können vielfältige Klangfarben produzieren – Sahra Kober aus Erding, Vanja Sedlak aus Serbien mit Vadym Palii aus der Ukraine am Flügel taten dies auf Schloss Hartmannsberg zur großen Freude der doch zahlreichen Zuhörer. Sahra Kober führte anmutig-heiter durchs Programm und schuf damit eine herzliche Atmosphäre.

Der belgische Komponist Jean-Baptiste Singelée war ein Freund von Adolphe Sax, dem Erfinder des Saxofons, und einer der wenigen, die schon im 19. Jahrhundert für dieses Instrument komponierten. Heitere Serenaden-Musik ist sein dreisätziges „Duo concertant“, gefällig und melodiefreudig, ein Herzöffner fürs Publikum.

Robert Schumann hat seine Romanze Nr. 1 für Oboe geschrieben, aber sie klingt auch auf dem Saxofon gut – wenn sie so gut gespielt und so schön mit zart angesetzten Tönen geziert ist und wenn so intensiv das insistierend Schweifende gestaltet ist, wie es Sahra Kober getan hat.

Eine „Weltpremiere“ sei ihre Bearbeitung der fünf slawischen Tänze von Antonin Dvorák, scherzte Sahra Kober, für jede slawische Seele sei ein Stück dabei, sagte der Pianist. Und wirklich gingen die tempobefeuerten wie auch schwermütig-langsamen Tänze direkt ins Gemüt.

Nach der Pause gab’s Musik aus dem 20. Jahrhundert: Sehr animiert und tanzfreudig war das Divertimento von Alain Crepin (geboren 1954), ebenfalls ein Belgier und ebenfalls ein Saxofonspieler, der Czardas von Vittorio Monti hätte nicht sein müssen, so abgenudelt ist er, aber Vanya Sedlak veredelte ihn mit weichen Tönen seines Baritonsaxofons.

Aufgeregt, ja aufgeheizt ist die Musik von „La muerte del Àngel“, also der Tod des Engels, von Astor Piazolla, ein Ausschnitt aus einer Schauspielmusik: Es beginnt mit einer Fuge und endet mit schreienden Klangballungen, wenn der Engel erstochen wird. Aber die Tongebung der Saxofonist(inn)en blieb immer ohrschonend wohltuend.

Guillermo Lago (geboren 1960) hat eine Suite mit dem Titel „Ciudades“ geschrieben, musikalische Impressionen von Städten. Daraus spielte das Trio Étoiles mit Herzblut „Sarajevo“, eine Klage auf eine geschundene Stadt. Die Zuhörerseele wurde wieder besänftigt mit den fünf Stücken von Dmitri Shostakovich, kleine melodiöse Kostbarkeiten, vom Trio Étoiles erlesen gespielt. Rainer W. Janka

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