Musikalischer Bergpoet

von Redaktion

Mulo Francel präsentiert auf der CD „Mountain Melody“ Klänge von Gipfeln

Rosenheim – „Hier oben gewinnt der Geist eine großzügige Haltung. Die Probleme und Proportionen des Alltags bleiben im Tal.“ So äußert sich der weltreisende Musiker Mulo Francel über sein Verhältnis zu den Bergen – aufgewachsen in Riedering im Landkreis Rosenheim und mit den Chiemgauer Alpen vor den Augen ist dem Saxofonisten und Komponisten das Bergsteigen ein natürliches Bedürfnis.

Mit Vibrafon
auf der Zugspitze

Faszinierende Orte wie die Lofoten anlässlich der Wikingerausstellung oder der Katharinenberg auf dem Sinai (Ausstellung „Pharao“) sind die natürlichen Umgebungen der Aufnahmen. Aufgezeichnet wurde für „Mountain Melody“ jeweils vor Ort, darunter auf der Insel Vulcano, ein Teil des Archipels der Liparischen Inseln vor Sizilien. Manche Instrumente fügten die Musiker zwar nachträglich in einer Studiobearbeitung hinzu, das Ergebnis ist jedoch ein klarer, natürlicher Sound mit viel Authentizität. Vor etwa fünf bis sechs Jahren konkretisierte sich das Vorhaben Francels zu diesem Konzeptalbum.

So sind die von der „Abenteurer“-CD bekannten Andreas Binder und Philipp Sterzer dabei, von den „Cairo Steps“ der Oud-Spieler Basem Darwisch, vielen sicher noch durch die fulminanten Konzerte in der Region in bester Erinnerung. Evelyn Huber reiste mit Karawane und Harfe auf den Katharinenberg und Tim Collins baute sein Vibrafon auf der Zugspitze auf. „Das Wesen des Berges wird zum Klang – die Weite des Blickes wird zur Melodie“ – mit diesen Sätzen als Motto sind 13 faszinierende Aufnahmen entstanden, die jeweils einen besonderen Bezug zur Umgebung haben. Fulminant mit einem Hornsignal setzt das Eröffnungsstück „The Viking“ ein, vorwärtstreibend und dabei doch sanft. Einer der Höhepunkte der CD ist die Trilogie „Save the earth“, musiziert wurde auf dem Sinai in 2629 Metern Höhe, wo es Francel bereits nach dem Abi hinaufgetrieben hatte – eine Wiederbegegnung mit dem Berg.

Exotisch orientalisch, ein wenig geheimnisvoll und dabei eingängig entwickeln sich die Passagen „Wise“, „Invocation“ und „The eleventh commandment“, gespielt von Quadro Nuevo und ihren Freunden Baseem Darwisch, Rageed William und Rafat Mohamed, die Oud und die Bassklarinette sorgen für einen tiefen, vollen Sound und Rhythmus. Mehrere Aufnahmen kamen in Griechenland zustande: Auf dem Olymp spielte Francel mit Nicole Heartseeker (Harmonium), Ehefrau Julie Fellmann (Glockenspiel), Philipp Quack (Balalaika), Ela Wallner (Flöte) und Franz Heller (Hapi-Trommel).

Anlässlich eines Festivals bestiegen Francel und Freunde den Mount Kerkis auf Samos mit seinen 1434 Metern – von Meereshöhe aus im August eine sportliche Leistung. Doch auch das Stück „Ikarus´Dream“ kann sich hören lassen, auch danke der Mitwirkung von Chris Gall am Piano, der mit Mulo Francel bereits das Duo-Album „Mythos“ aufgenommen hatte.

Überhaupt die Mythen! Vielleicht waren die Griechenland-Bergtouren sogar der Startschuss zum diesjährigen kulturellen Höhepunkt, den Mulo Francel und Begleitung vor Sizilien in der Inselwelt der Liparen setzen konnten.

14 Tage lang ging es musikalisch und mit Vorträgen von Mitreisenden von Insel zu Insel, davon eine Woche lang mit einem alten Segelschiff. Bereits im Jahr 2020 stellte sich Francel mit dem Sopransaxofon in die vulkanischen Ausdünstungen der Insel Vulcano – ein tolles Bild hiervon findet sich im ästhetisch und inhaltlich sehr ansprechenden Begleit-Booklet von „Mountain Melodies“. Auf die Ergebnisse der noch recht frischen Segelreise darf man gespannt sein, in der Pasinger Fabrik ist eine Ausstellung geplant.

Hinwegperlende
Wassertropfen

In Verbindung mit der kommenden Exposition unter dem Titel „Eiszeit“ ist das abschließende Stück der CD entstanden – fotografiert und aufgenommen auf dem schwindenden Eis an der Zugspitze, mit Klängen wie hinwegperlende Wassertropfen angesichts der Situation – auch wieder „save the earth!“

Und die Reise von Mulo Francel, Quadro Nuevo und einem großen Freundeskreis geht weiter. Was einmal mit italienischer Straßenmusik begonnen hatte, ist längst zu einem umfassenden und genreübergreifenden Gesamtkunstwerk geworden.

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Mulo Francel, Quadro Nuevo und viele weitere Mitwirkende: „Mountain Melody“, GLM Music, 13 Stücke mit 62 Minuten Spieldauer, mit Booklet.

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