Prien – Aus der traditionellen Sommerausstellung „Künstlerlandschaft Chiemsee“ ist coronabedingt eine Herbstausstellung geworden. 54 lebende Künstler zeigen ihre Arbeiten in den Bereichen Malerei, Skulptur, Druckgrafik und Fotografie. Darunter sind altbekannte und etablierte Gesichter, aber auch viele neue Künstler mit ebenso neuen Sichtweisen und Techniken.
Holzschnitte
im ersten Stock
Das zeichnet diese Ausstellung vor allem aus und macht sie so erfrischend. Ständig ist etwas Neues zu finden, zuweilen Witziges und Freches. Das beginnt schon im Erdgeschoss, wo eine klassische, blaue Terracotta-Kugel von Nikolaus Steindlmüller zu sehen ist. Daneben steht ein Objekt aus zehn mit Veranstaltungs-Hinweisen bemalten Bierdeckeln mit dem Titel „Hali gali“.
Im ersten Stock präsentieren Altbekannte wie Lenz Hamberger und Franz Xaver Angerer ihre Holzschnitte beziehungsweise eine Skulptur aus karbonisiertem Eschenholz. Dem aktuellen Geschehen hat sich Karl-Heinz Hauser mit seinen Holzschnitten, „Corona Weihnachtsrose“ und „Corona Silvesterrose“ angepasst. „Wer bin ich ?“, fragt derweil Magdalena Engels in ihrem Acrylbild.
Noch spannender wird es im zweiten Stock. Wer verbirgt sich wohl in der Assemblage (Papier/Acryl) mit dem Titel „Große Deutsche“ von Ina Rall-Sichelschmidt? Sie hat Figuren mit tierischen Papp-Gesichtern gefertigt.
Originell kommen die Objektkästen „Buddda bei de Fische“ mit einem kleinem Buddha inmitten von Fischen und „Schalentier“ mit vielen verschiedenen Schalentieren von Gert Wimmer daher. Verblüffend sind die Fotografien mit den Titeln „Bildung“, Wandlung“ und „Lösung“ von Heidi Schmiedinger, die aus einiger Entfernung wie Röntgenaufnahmen wirken.
Der Höhepunkt ist die Studioausstellung im zweiten Stock mit 26 Aquarellen des Priener Künstlers Maximilian Schmetterer. Die Arbeiten sind keinesfalls Abbilder seiner Sicht auf die Welt. Und man kann sie schon gar nicht in eine bestimmte Kategorie einordnen. Sie sind atmosphärisch und subtil zugleich. Ob ein Trockendeck im Hamburger Hafen oder eine Szene am Hamburger Hauptbahnhof, ob die griechische Insel Santorin oder Olivenbäume in Arkadien – jedes Bild ist auf seine eigene Art und Weise geheimnisvoll. In den Farben Blau und Grau sind die Darstellungen schemenhaft, nur ein paar scheinbar unwesentliche Details sind hervorgehoben.
Schmetterer macht vor Ort Skizzen und arbeitet diese im Atelier aus. Auch wenn das Motiv noch so romantisch erscheinen mag, der Künstler verfällt nie ins Liebliche. Wie seine Industrielandschaften haben auch die scheinbar romantischen Motive einen herben und geheimnisvollen Charakter, wie von Nebel umhüllt.
In keine Schublade einzuordnen
Der Betrachter lässt sich mittragen und schwebt gleichermaßen auf einer Wolke. Die Aquarelle sind technisch perfekt, ohne ihren Zauber einzubüßen. Schmetterers Kunst lässt sich in keine Schublade einordnen. Das macht sie so einzigartig.