Das Augenmerk liegt auf der Hand

von Redaktion

Ausstellung zum 75. Geburtstag von Herbert Klee in der Galerie Markt Bruckmühl

Bruckmühl – Eine Einzelausstellung hat die Galerie Markt Bruckmühl ihrem langjährigen Juror Herbert Klee zu seinem 75. Geburtstag ermöglicht. Und die ist äußerst vielgestaltig, denn es steht zwar immer der Mensch im Mittelpunkt von Klees Schaffen, aber der Maler bedient sich unterschiedlicher Darstellungsmöglichkeiten und Techniken, sodass die Präsentation viele Facetten bietet.

Szenen aus
fremden Ländern

In frühen Bildern gestaltete Klee Szenen aus fremden Ländern: Wir begegnen portugiesischen Fischern, die den Tag in gemeinsamem Gespräch ausklingen lassen, alle von kräftiger Statur, lebhaft gestikulierend, als gelte es, das Netz noch einmal einzuholen.

Ein besonderes Augenmerk legt Klee bei allen Personen auf die Hände, denn er als Maler und Holzbildhauer weiß um deren Bedeutung. So haben die Fischer ganz besonders große kräftige Hände. Ein weiteres Bild zeigt eine Szene in den arabischen Emiraten. Eine blonde Frau sucht die Unterhaltung mit einem Scheich, der sie aber wenig beachtet. Offenbar ist er mehr an den bevorstehenden Geschäftsbesprechungen interessiert, auf die die europäischen Partner am Rande des Bildes warten.

Eine Straßenszene aus China zeigt einen Bauern oder Handwerker, der sich ins Geschirr geworfen hat, um eine schwere Last von der Stelle zu bewegen. Aber er ist in seinen Mühen nicht alleine: Mit Kameras ausgerüstete Touristen stehen ihm im Weg, um nur ja ein bemerkenswertes Foto mit nach Hause zu bringen. Diese Bilder älteren Datums sind alle in Öl auf Leinwand gemalt, immer ist ihr Hintergrund einfarbig, keine Bauten oder Accessoires verwischen den Eindruck. Klar und singulär steht das Motiv im Vordergrund, und die für den Hintergrund gewählte Farbe ist stimmungstragend. Im apricot getönten Grund des arabischen Motivs vermag man den im Sonnenlicht flirrenden Wüstensand zu sehen, das triste Grau hinter dem Lastenzieher verdeutlicht dessen bedrückendes Leben, und im Blau hinter den Fischern spiegelt sich Himmel und Wasser.

Weitere Bilder von Menschengruppen, die zusammensitzen, zum Beispiel bei einem Gastmahl, sind jüngeren Datums und unterscheiden sich in ihrer Gestaltung wesentlich von den zuvor Genannten.

Anfang der 90er-Jahre hat Herbert Klee, der von seiner Ausbildung her auch Holzbildhauer ist, begonnen, menschliche Gestalten in Holz zu schnitzen, diese Druckstöcke mit Ölfarbe zu bestreichen und auf Leinwand zu drucken.

Oft prägt er nur einzelne Elemente auf den Bildträger und vervollständigt das Werk, indem er mit dem Pinsel weiter malt. Diese Technik, der zunächst nur die Lust am Experimentieren zugrunde lag, ermöglicht es dem Künstler, ein Motiv mehrmals zu verwenden, in anderem Kontext, anderer Farbe. So werden manche Gesichter zu guten Bekannten. Herbert Klee beobachtet unsere Gesellschaft kritisch, und die Wiedergabe menschlichen Verhaltens gelingt ihm meisterhaft.

Einige der abgebildeten Personen sind vom Künstler mit leeren Augen dargestellt – von grellem Licht geblendet, sind sie gefangen in ihrer Unzulänglichkeit. Sein großes Interesse an der griechischen Mythologie drückt Herbert Klee in Holzschnitten aus. In runden Bildern stellt er dionysische Szenen dar, in denen der Gott des Weines und des Rausches im Mittelpunkt steht.

Die runden Bildformate hat der Künstler mit Bedacht gewählt, um die Unendlichkeit der Gottheiten mit ins Spiel zu bringen, denn auch die haben, genau wie der Kreis – keinen Anfang und kein Ende.

In weiteren Werken setzt Klee seine Auseinandersetzung mit der griechischen Mythenwelt fort. Es gibt zwei Zyklen mit dem Schicksal der Medea.

Griechische
Mythologie

Beide Male handelt es sich um elf Blätter im gleichen Format. In einem Fall ist die Geschichte der Medea, die ihre eigenen Kinder umbrachte, um ihren Mann zu bestrafen, in Form von Karikaturen dargestellt – hier tritt der Karikaturist Klee zutage – im anderen Fall handelt es sich um Zeichnungen mit weißer Tusche auf schwarzem Papier. Die gesamte Ausstellung – sie läuft bis 28. November – zeigt, dass Herbert Klee das Verhältnis der Menschen zueinander immer wieder neu auslotet und auf seine Weise dem Betrachter zu überdenken gibt.

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