Übersee – Auf hohem künstlerischem Niveau fanden am Wochenende drei Konzerte der Collegia Musica Chiemgau unter der Leitung von Elke Burkert statt – eines davon in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Übersee, ein weiteres in der Pfarrkirche St. Laurentius in Obing. „Miserere nobis – das besondere Konzert“ – in diesem religiösen Titel ist der Benefizgedanke und derjenige der Dankbarkeit enthalten, die beide der musikalischen Arbeit von Elke Burkert zugrunde liegen. Der Nettoerlös des Konzerts in Bad Reichenhall geht an die Bürgerstiftung Hochwasserhilfe im Berchtesgadener Land.
Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin Katrin Lion, die während ihres Gesangsstudiums bei der Dirigentin studiert hatte, erzählte viel Interessantes zum Programm, das von einer eher unbekannten, aber sehr gefälligen Komposition von Ferdinando Paër (1771-1839) eingeleitet wurde. Den Solopart dieses Concerto für Orgel in D spielte der kürzlich zum stellvertretenden Landeskirchenmusikdirektor berufene Matthias Roth auf einer Truhenorgel.
Wiener Klassik vom Feinsten ließ der routinierte Organist hier hören, der alle Register seiner Tastenkunst zog und musikalisch-virtuos mit vielen Verzierungen, aufgelösten Akkorden, perlenden Läufen und Trillern glänzte.
Er entlockte der Orgel und ihren verschiedenen Registern abwechslungsreiche Klänge, die teils an Mozart, teils an Haydn denken ließen.
Auf dem verlässlichen Fundament des Orchesters ließ er die Orgel in den drei Sätzen Allegro spirituoso, Andante sostenuto und Rondo allegretto erklingen und trat in den ersten beiden Sätzen in einen Dialog mit einer die Orgelmelodie bestätigenden Kantilene in der Oboe ein.
Zu Beginn des dritten Satzes, der attacca an das Andante anschloss, stellte die Orgel das Allegretto-Thema vor, und das Orchester antwortete in den Tutti-Passagen mit freudigem Echo. Die Variationen, die das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln aufblitzen ließen, machten dieses Rondo zu einem lebhaft-kreativen Schlusssatz.
Ergreifend spielte die Collegia Musica Chiemgau Samuel Barbers (1910-1981) „Adagio für Streicher“, op. 11, das der Komponist während eines Studienaufenthalts am Wolfgangsee bei Salzburg komponiert hatte. Elke Burkert dirigierte hier ohne Taktstock – die Klänge mit den Händen modellierend– und baute beim Übergang von den hohen Cello-Klängen in den Bereich der tiefen Register eine besondere Spannung auf.
Die Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur, BWV 1068, von Johann Sebastian Bach (1685-1750) begann mit der Ouvertüre und ihren strahlenden Trompetenklängen, auf die eine Fuge folgte, bei deren Durchführung mit ihren virtuosen Passagen in den verschiedenen Instrumenten das Orchester Bachs Kompositionstechnik zum Erblühen brachte.
Der zweite Satz, die berühmte Air mit ihrer zu Herzen gehenden Melodie, wurde unter Burkerts klarem und gleichzeitig aussagekräftigem Dirigat – auch wieder nur mit den Händen und ohne Taktstock – zu einem intensiven und ergreifenden Hörerlebnis.
Die schreitende Basslinie wurde von den Celli und einem Kontrabass mit dem Bogen gespielt – nur ein Kontrabass zupfte im Pizzicato – eine delikate Lösung für einen perfekten Klang. Auch die beiden Gavotte-Sätze, die Bourrée und die Gigue ließen die Barockmusik von Johann Sebastian Bach feierlich erstrahlen.
Die Zuhörer ließen sich von den wunderbar musizierten Werken mitreißen und wurden für ihren Applaus mit „Die Träumerei“ von Robert Schumann (1810-1856) in einer Fassung für Orchester belohnt. Brigitte Janoschka